"Hinter
jeder Karte steckt Stück Sorge"
Oberhagen: Gödde strebt Kompromiss an
Eine ganze Kiste voller
Unterschriften: 3150 Karten übergab der Verein Initiative Oberhagen,
der inzwischen schon 180 Mitglieder zählt an Bürgermeister
Manfred Gödde. "Hände weg vom Oberhagen" lautet
die Forderung.
Foto: Armin Obalski
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Warstein.
"Hände weg vom Oberhagen" fordern 3150 Unterstützer
der Initiative Oberhagen und erklären: "Ich möchte, dass
Felswand und Oberhagen erhalten bleiben und nicht für Parkplätze
des geplanten Einkaufszentrums zerstört werden. Gestern überreichte
die Initiative eine ganze Kiste voller unterschriebener Karten an Bürgermeister
Manfred Gödde.
"Die Aktion ist noch nicht beendet", machte Marlies Feldhege,
Geschäfsführerin der Initiative, darauf aufmerksam, dass es
sich nur um ein Zwischenergebnis handelt - ein beeindruckendes zweifellos,
wie Gödde einräumte: "Ich nehme die Initiative sehr ernst
und habe große Achtung vor der Aktion. Hinter jeder Karte steckt
ein Stück Sorge." Er selbst kenne den Oberhagen aus seiner Kinderzeit
in- und auswendig und wolle, dass die Heimat erhalten bleibe.
Dies führte aber ebensowenig dazu, dass er sich auf die Seite der
Gegner des Abbruchs schlug, wie die Tatsache, dass er seinerzeit als Ratsherr
dem Generationenvertrag zwischen Stadt und Firma Risse nicht zugestimmt
hatte. Dieses Vertragswerk bezeichnete er als "Dreh- und Angelpunkt"
und ihm fühle er sich jetzt als Bürgermeister verpflichtet.
Dafür musste er sich von Jürgen Wied vorhalten lassen, dessen
Eckpunkte gebe es doch gar nicht mehr und Marlies Feldhege warf die Frage
auf, warum sich die Stadt an den Vertrag gebunden fühle, wo doch
der Partner Risse seine Verpflichtungen offensichtlich nicht einhalte.
Erneut ging Gödde auf den Behördentermin am Mittwoch ein. Dabei
seien viele Fragen aufgekommen, die es nun zu klären gelte. "Wir
müssen versuchen einen Kompromiss zu finden mit dem sich jeder anfreunden
kann", gab Gödde die Richtung vor. Ein solcher Kompromiss, ließ
er durchblicken, bedeute für ihn aber nicht den Verzicht auf das
Risse-Gelände: "Wir brauchen Platz und keiner soll sagen können,
wir hätten ihn verschenkt. Es geht nicht nur um wichtige Buschwindröschen,
es geht um die Menschen." Nur wollen viele von diesen, wie Raphaela
Volpert, diese Zerstörung der Natur nicht mittragen. Sie rief dazu
auf, dieses bisschen Lebenswerte, dass es noch in Warstein gebe, zu bewahren.
Erst im Herbst rechnet Gödde mit den Stellungnahmen der beteiligten
Behörden. Überhaupt werde alles nicht so schnell gehen. "Mit
dem ganzen Gelände muss etwas passieren, aber es wird sich zeigen,
dass es nicht geht, da holter-die-polter etwas hinzuzaubern." Werner
Braukmann, Vorsitzender der Initiative Oberhagen, kündigte an, dass
die nächste Aufgabe die Vorbereitung der Beweissicherungsverfahren
sein werde. Zugleich wies er darauf hin, dass es weder einen Grund gebe,
den Oberhagen anzutasten, wenn man das Einkaufszentrum nicht bejahe, noch
einen Interessenkonflikt zwischen Naturschutzgebiet und Straßenbau.
Er sah "ein reines ökonomisches, finanzorientiertes Interesse
der Firma Risse an dem Felsen".
Von Armin Obalski
(Westfalenpost / Westfälische Rundschau vom 12. Mai 2006)
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Wahre
Briefflut: "Jede Karte
ist auch ein Stück Sorge"
Bürgermeister Manfred Gödde nimmt Postkarten
von Initiative Oberhagen entgegen
Bisher 3 150 Karten gesammelt - Aktion läuft weiter - Alternativen
finden
Eine erfolgreiche Aktion
für die Initiative Oberhagen: Überreicht werden konnten
gestern 3150 Postkarten an Bürgermeister Manfred Gödde.
Foto: Frohne |
Von Tanja Frohne
WARSTEIN • Die bisherige Ausbeute ist enorm:
3 150 ausgefüllte Postkarten mit einem Einspruch zum Abbau des
Oberhagens wurden an die Initiative Oberhagen zurückgeschickt.
Gestern übergaben die engagierten Warsteiner eine Kiste mit den
Karten an Bürgermeister Manfred Gödde mit der Maßgabe,
diese "an die entscheidenden Träger der öffentlichen
Belange weiter zu leiten", so 2. Vorsitzende Marlies Feldhege.
"Es ist uns bekannt, dass diese Aktion keine rechtlichen Auswirkungen
haben kann, aber als Meinungsäußerung so vieler Personen
doch zählen dürfte."
Allein aus Warstein kamen rund 1 700 Karten an die Initiative zurück,
aus Suttrop waren es 380, aus Belecke 200, aus Hirschberg 120 und aus
dem Möhnetal 120. Aus dem Raum Rüthen/Kallenhardt kamen 110
Postkarten zurück an die Initiative Oberhagen, aus Anröchte/Erwitte/Lippstadt
100 Karten und von auswärts 360 Karten. "Es gibt auch viele
junge Leute, die studiert haben und nicht mehr in Warstein wohnen, aber
wollen, dass der Oberhagen erhalten bleibt", so Cläremie Dörre.
"Ich nehme die Initiative Oberhagen sehr ernst, ich habe eine hohe
Achtung vor euch, vor der ganzen Mühe, die ihr euch gemacht habt.
Jede Karte ist auch ein Stück Sorge", so Bürgermeister
Gödde bei der Übergabe. "Ich bin auch im Oberhagen groß
geworden, das ist auch ein Stück meiner Heimat." Trotzdem
müsse er als Bürgermeister alles tun, damit alles in die richtigen
Bahnen gelenkt wird. "Der Dreh- und Angelpunkt ist der Generationen-Vertrag."
Auch sei das Gelände der Firma Risse ein markantes Stück in
der Stadt. "Mir soll keiner nachsagen in zehn Jahren, wir hätten
hier etwas verschlafen." Daher sei eine Hangsicherung unerlässlich.
"Es muss etwas passieren für die Zukunft. Das Gelände
ist viel zu schade, um gar nichts zu machen."
Eventuell müsse man einen Kompromiss finden, der beide Seiten zufrieden
stellt. "Es muss versucht werden, eine Lösung zu finden, bei
der alle gut aus der Sache raus kommen. Ich denke, wir sind da auf einem
guten Weg."
Man dürfe kein Naturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung
verschenken, betonte Werner Braukmann. Vor allem, da es keinen wirklichen
Grund gebe, den Stein auszubaggern. "Es gibt nur noch finanzorientierte
Interessen am Berg, keine planerischen." Es gebe keine widerstrebende
Interessen zwischen dem Erhalt des Oberhagens und dem Bau der Umgehungsstraße.
Ein Einkaufszentrum auf dem Risse-Gelände finde keine breite Masse,
so Cläremie Dörre. "In der Bürgerschaft gibt es
kein Klima für ein Einkaufszentrum in dieser Form." Bedenken
wegen eines Steinabbaus zur Hangsicherung hat die Initiative auch wegen
Schäden an den Häusern. Ein Beweissicherungsverfahrens müsse
daher der nächste Akt sein.
"Die Sorgen und Nöte werden ernst genommen, auch von den Behörden",
betonte Gödde, war der Oberhagen doch Thema am Mittwoch auch bei
einem Behördentermin. "Es sind noch viele Fragen aufgekommen,
die beantwortet werden müssen. Vor dem Herbst ist eine Stellung
der Bezirksregierung nicht zu bekommen."
Warsteiner
Anzeiger vom 12. Mai 2006
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