Sehr geehrter Herr Diegel,
mit Ihrer Entscheidung, einen Teil des Warsteiner Oberhagens
(Naturschutzgebiet) und somit die stadtbildprägende Steinbruchwand
zum Abbruch freizugeben, kann ich mich, wie viele Warsteinerinnen und
Warsteiner, nicht abfinden. Und ich schreibe Ihnen diesen Offenen Brief
als eine Art Wunschzettel in der stillen Hoffnung, dass sich doch irgendwie
noch etwas machen lässt, um diese verhängnisvolle Entwicklung
für unsere Innenstadt abzuwenden.
Naturschutz, so habe ich bislang immer ganz schlicht und laienhaft gedacht,
ist eine Maßnahme, mit der man hochwertige bedrohte Naturgebiete
für absolut unberührbar erklärt. In unserem dichtbesiedelten
Land, in dem ständig viel zu viel Fläche verbraucht wird,
ist das eine begrüßenswerte Möglichkeit, auch mal „Stopp!“
zu sagen. Und wenn dann wieder eine Straße, ein Vergnügungszentrum,
ein Gewerbegebiet geplant wird oder es einen Betrieb danach gelüstet,
die Schätze des Bodens auszubeuten, dann ist das eben an einigen
wenigen Stellen nicht möglich!
Nun gut, auch in einem Naturschutzgebiet müssen mal Äste,
die auf Wanderer herabfallen könnten, beseitigt werden. Und man
soll nie „nie“ sagen: Der Naturschutz darf sich nicht menschenfeindlich
auswirken – also wenn aus einer Bruchwand sich Felsteile über
Vorgärten lösen könnten ... Aber sonst ist Naturschutz
ein absolutes Tabu; und das ist gut so! Jede Planung muss um ein solches
Gebiet einen Bogen machen! – So dachte ich jedenfalls bisher.
Umso erstaunter war ich zu erfahren, dass jetzt doch am Oberhagen munter
abgetragen werden darf – und warum? Was sind die absolut zwingenden
Gründe? Nun, man fasst sich an den Kopf: Es geht um einige Parkplätze
für ein geplantes Einkaufszentrum! Das ist, mit Verlaub, die denkbar
lächerlichste Begründung für einen derartigen Eingriff!
Warstein und seine Bewohner sind wahrlich gebeutelt genug durch den
Steinabbau: Landschaftszerstörung, Sprengungen, Staub, Lärm!
Dennoch – vielleicht sogar gerade deswegen – mögen
wir die markante Stein-bruchwand entlang der Hauptstraße, man
hat sich mit den Jahren sehr an sie gewöhnt, sie gibt unserem Stadtbild
ein ganz besonderes Gepräge. Und so ist es neben dem Eingriff in
das Naturschutzgebiet eine schreckliche Vorstellung, diese Wand zerstört
und zusätzlich noch abgesichert zu sehen durch Schutzvorrichtungen
– sicher werden große Teile der Wand auch mit Netzen bedeckt
oder mit Beton abgespritzt! Es kann einen bei dieser Vorstellung nur
grausen!
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident, das geplante Einkaufszentrum
wird in Warstein mit viel Skepsis gesehen, man glaubt nicht recht an
einen Erfolg, aber, wie auch immer, die dafür vorgesehenen Parkplätze
jedenfalls können allemal auch anders vorgehalten werden! Bitte
überdenken Sie Ihre Oberhagen-Freigabe nochmals und verhindern
Sie die unserer einstmals schönen Stadt drohende Totalverschandelung!
Mit freundlichen Grüßen
Werner Braukmann, Warstein
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