Nachrichten aus dem Erdinneren
Unserer Initiative liegen Informationen von Personen vor, die das Innere
des Oberhagens erkundet haben und sich besorgt über die Planungen
äußern, die Steinbruchwand zurückzusetzen.
Bekanntlich befindet sich inmitten des Naturschutzgebiets „Oberhagen“
der Eingang zur „Grube Rom“, in der einst Erz gefördert
wurde. Die Grubenöffnung ist abgesperrt, der Zugang ist untersagt,
da die nicht verfüllte Grube sehr weit in die Tiefe führt,
zu Stollen und Hallen in absoluter Dunkelheit mit ungesicherten Bodenverhältnissen
und schroffen Abgründen.
Die Grubenerkunder vermelden nun aus dem Erdinneren, dass sich hier
heute im Wesentlichen eine Müllhalde befindet! Über Jahre
und Jahrzehnte ist in dieses große Erdloch illegal entsorgt worden,
was man auch sonst von wilden Kippen kennt, also der übliche Sperrmüll,
Fahrradgestelle beispielsweise und ganze Pakete mit Werbebroschüren,
noch jüngeren Datums. Aber nicht nur solch relativ Ungefährliches
wurde in hohem Bogen in den Schlund geschleudert, darunter war auch,
wie früher üblich, viel Sondermüll, etwa Motorenteile
– und Muniti-onsreste aus dem Krieg!
Besonders brisant wird dieser Befund insofern, als hier im Berginneren
recht gewaltige Wässer fließen, die Bäche – vermutlich
Quellwasser (darunter wohl auch Grundwasser), das an der Treisequelle
nach außen tritt – dienten früher unter anderem zur
Energiegewinnung im Bergbau.
Ist bereits die Vorstellung, dass belasteter Müll sich in Quellwasser
mischt, besorgniserregend, so ergeben sich nun zwei weitere akute Risiken:
Die wiederaufgenommene Sprengtätigkeit im stillgelegten Bruch gefährdet
mit ihren weitreichenden Erschütterungen die Wasserläufe der
unterirdischen Quellwässer – es könnte sich ergeben,
dass der gefährliche Müll ausgeschwemmt wird und die Trinkwassergewinnung
gefährdet! Ferner ist das verzweigte Stollensystem – der
Erzabbau reicht ja zurück bis in mittelalterliche Zeiten –
ziemlich unbekannt und unseres Wissens nirgendwo präzise verzeichnet;
nicht auszuschließen, dass die Gänge im Oberhagen genau in
den Bereich führen, der nun abgesprengt werden soll.
Wegen dieser Gefährdungen traten die „Grubenforscher“
nun mit ihren fotogestützten Informationen an die Initiative heran.
– Derzeit formt sich unter den vielen Gegnern des Projekts „Risse-Gelände“
eine „Initiative Oberhagen“, und ihre Vertreter sind der
Ansicht, dass es neben den vielen Argumenten gegen dieses Projekt gerade
diese aufsehenerregenden “Nachrichten aus dem Erdinneren“
verbieten müssten, den eigentlich geschützten Berg weiter
anzuknabbern!
Eine weitere brisante Mitteilung der Bergkundler: Im sogenannten „Hohen
Stein“, jenem von einem Kreuz gezierten, der Steinbruchwand vorgelagerten
Fels, befinden sich verwinkelte Bunkergänge von mindestens hundert
Metern Länge, in denen mehrere Behälter mit ätzenden
Inhalten, möglicherweise Industrie-Sondermüll, lagert –
„für den Bereich eines Naturschutzgebiets geradezu unvorstellbar!“,
meint die Initative.
6. Januar 2006
|