Leserbriefe (Juli 2006)

Leserbrief an den Warsteiner Anzeiger:

...der reine Hohn, Herr Lohn!

Nun gut, es ist ja leider nicht zu erwarten, dass ein höherrangiger CDU-Politiker, wie der Landtagsabgeordnete Lohn, wenn er sich auf Angelegenheiten der Basis einlässt, ihr in den Rücken fällt und etwas ganz Vernünftiges sagte, etwa: „Einem CDU-Politiker sollte der Erhalt schützenswerter Natur heilig sein. Erst recht, wenn es um ein windig Ding geht wie ein großes Geschäftskombinat in einer kleinen Stadt!“ Aber Herr Lohn erfreut das kleine Fähnlein der unverdrossenen Risse-Projekt-Befürworter mit der Formel vom „Gemeinwohl“ (Anzeiger vom 1. Juli): Der Oberhagen müsse dem Gemeinwohl, also dem Wohle aller, weichen! – Peinlich, peinlich, hier kennt sich jemand überhaupt nicht aus!
Also noch mal: Der Oberhagen soll zum Abriss freigegeben werden, damit ein wirtschaftlich angeschlagenes Steinabbauunternehmen für einige Zeit wieder in die Gewinnzone kommt und verhindert wird, dass Kreditinstitute in Mitleidenschaft geraten. Man gewinnt so zudem eine große Fläche zur einträglichen Vermarktung. Man versucht dieses Projekt in überaus bedenklicher Weise durchzuziehen, als Bauantrag!, und tut so, als gehe es um Verkehrssicherung unter der Steilwand – aber die geplanten Trassen könnten auch mit einigem Abstand zum Fels geführt werden, Platz ist hinreichend vorhanden, und könnten schon längst verwirklicht sein, würde die Stadt nicht stur auf diesem Vorhaben (Felsabriss für ein Super-Einkaufszentrum mit Riesen-Parkplatz) beharren und die Lösung der vorrangigen (Verkehrs-) Probleme boykottieren.
Herr Lohn, es ist die Stadt, nicht „der Naturschutz“, die wieder einmal die Realisierung der Ortsumgehung verhindert! Und das soll uns als Gemeinwohl verkauft werden? Eher ist es ein Skandal zu nennen, wie hier mit den Lebensverhältnissen in unserer Stadt umgegangen wird!
Nein, das war kein klärendes Wort von oben, was da bei hausgemachten Schnittchen im „Sommergespräch“ in Langeneicke verlautbart wurde; das war, mit Verlaub, der reine Hohn, Herr Lohn!

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Leserbrief an die Westfalenpost:

Die Verhinderer sitzen im Rathaus!

Augen zu und durch! Warsteins Beigeordneter Hoffmann zeigt sich unverändert resistent gegen bessere Argumente und preist wiederholt in der WP vom 29. Juni sein inzwischen arg ramponiertes Modernisierungskonzept für unsere kleine Stadt, diesmal unter dem Gesichtspunkt ’Lösung der Verkehrsmisere’. Wir fassen zusammen: Ein Riesen-Einkaufszentrum im Risse-Gelände rund um zwei Lebensmittelmärkte soll's bringen, Kaufkraft halten und sogar Käufer von weit her anlocken; doch leider reicht der Platz wegen der Steinschlaggefahr an der Abbruchwand nicht für Geschäfte, Parkplätze und Verkehrstrassen, daher muss leiderleider der Oberhagen-Fels abgetragen werden – versteht sich doch von selbst, dass Naturschutz gegen so gewichtige Vorhaben zurücktreten muss, nicht wahr?
Um seinen Plan gegen den massiven Widerstand fast ganz Warsteins zu verteidigen, schreckt Hoffmann nichtmals vor der Unwahrheit zurück: Würde der Sicherheitsabstand zum Fels eingehalten, dann „wäre das Einkaufszentrum nicht mehr zu verwirklichen.“ Unsinn! Es wäre durchaus zu realisieren, würde nur bescheidener geplant und ein Parkhaus gebaut!
Man fragt sich: Warum fährt unser Stadtplaner diesen kompromisslosen Crash-Kurs? Wir wissen zwar, dass dem antragstellenden Steinabbauunternehmen das Wasser bis zum Halse steht und auch die Kreditinstitute nervös werden – die Neueröffnung des Steinbruchs brächte Einnahmen und ergäbe eine größere Fläche zur späteren Vermarktung. Aber das braucht doch einen Planer nicht zu interessieren! Wahrscheinlicher ist die tief sitzende Abneigung gegen Naturschutz-Argumente: Der Erhalt der Landschaft ist eben zweitrangig, ist Kinderkram, wird durchaus gern gesehen, aber nur dort, wo man selbst gern spazieren geht und wo sich kein anderes Verwertungs-Interesse ergibt!
In ähnlicher Weise versucht auch CDU-Landtagsabgeordneter Lohn die Tatsachen zu verdrehen: Nicht gelöste Naturschutzprobleme verhinderten die Ortsumgehung, verkündet er (WP 1. Juli). Das ist der reine Hohn, Herr Lohn; das Gegenteil ist der Fall: Weil die Stadt das Shopping Center in diesen Dimensionen durchpeitschen will (was den Naturschutz tangiert, weil die Trassen gegen die Wand rücken), verzögert sich die Realisierung der Ortsumgehung! (Die Planungen würden zudem die Verkehrs- und die Staubbelastung immens erhöhen!)
„Der Bund will jetzt wissen, wo genau die Trasse verlaufen soll“, sagt Hoffmann. Nun, der Bund könnte es längst wissen und verwirklicht haben, wenn Herr Hoffmann nicht mit seiner Super-Ladenmeile den Betrieb aufhielte.
Es muss einfach mal deutlich ausgesprochen werden: Die Verhinderer sitzen im Rathaus!