Man hätte es absehen
können: Ein so gewaltiges städtebauliches Projekt direkt am
Rande der Innenstadt musste doch schwerwiegende Nachteile mit sich bringen!
Vielleicht haben wir alle zu wenig kritisch hingesehen, denn was jetzt
im Zusammenhang des Risse-Geländeplans an Vorstellungen auf dem
Tisch liegt und an Konsequenzen sich abzeichnet, lässt nur einen
Schluss zu: Wir sollten ganz schnell aus dem Projekt aussteigen, die
Folgen sind nicht zu verantworten:
Da wäre zunächst das Abtragen der markanten Felswand, nicht
auf zehn, sondern auf über 30, wenn nicht noch mehr Metern; nicht
zu vergessen die Zerstörung weiterer wertvollster Naturfläche
in diesem besonderen Schutzgebiet auf zusätzlichen Metern wegen
der Arbeiten an der Abtragung! Dann die Sprengungen – statt, wie
verabredet, die Wände abzufräsen, hat das Unternehmen wie
gewohnt zum Sprengstoff gegriffen und viel Stein gewonnen. Weiter die
mögliche Gefährdung der Stollen (und der Treise) im Oberhagen
durch die Spreng-Erschütterungen. Hinzu kommt die enorme Mehrbelastung
an Steinlastverkehr durch den Abtransport über die Hauptstraße!
Und last not least die erneute Verzögerung, die sich für den
Tunnel ergibt. – Wir werden sicher noch von anderen negativen
Konsequenzen überrascht werden.
Ich bin davon überzeugt: Wäre das alles allen klar gewesen,
am Anfang des Entscheidungsprozesses, hätte es keine Zustimmung
gegeben!
Und wofür das alles? Für ein Shoppingcenter im Steinbruch,
an dessen Erfolg niemand so recht glauben kann (unter Bürgerinnen
und Bürgern inzwischen eher eine Lachnummer)! Was soll denn noch
ein Großmarkt in Warstein? Zentral fußläufig läge
er ja nicht! Wenn’s denn wenigstens ein überregional attraktiver
Markt wäre, aber die zu erwartenden üblichen Läden rund
um zwei Lebensmittelanbieter (Rewe und Aldi), die das neue Felswand-Paradies
abgeben sollen, können doch im Grunde nur die schon bestehenden
Käuferströme umschichten und neue Ladenruinen hinter sich
lassen – eine Belebung der Innenstadt ist kaum zu erwarten, eher
im Gegenteil: Das neue Zentrum liegt, da es ja erst oberhalb der Post
angebunden würde, zu weit ab vom „alten Zentrum“.
Die Verwaltung verweist auf befürwortende Gutachten von Econ-Consult
und IHK. Aber derlei Papiere dürfen nicht verwundern: Wer wird
denn heutzutage nicht jedweder Ansiedlung zustimmen?! Wir alle greifen
in der Krise der Kommunen und besonders angesichts der Verödung
unserer Stadt gern nach jedem Strohhalm. Und wer Kommunalpolitik betreibt,
muss ja auch immer Optimist sein – nur: er sollte er nicht den
Boden unter den Füßen verlieren!
Alle, die geradezu verzweifelt auf dieses Hoffnungs-Projekt gesetzt
haben, sollten wieder auf den Teppich kommen, sollten die in diesen
Tagen deutlich gewordenen Konsequenzen realistisch bedenken, sich ein
Herz nehmen und – jetzt geht es noch! – das nicht zu verantwortende
Vorhaben stoppen. – Das Risse-Gelände bleibt eine interessante,
wertvolle Fläche, für die jedoch eine andere, sinnvollere
Verwendung gefunden werden sollte.
Warsteiner Liste (WAL)
i.A. Werner Braukmann (Vors.)
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