Leserbrief (November 2005)

Man hätte es absehen können: Ein so gewaltiges städtebauliches Projekt direkt am Rande der Innenstadt musste doch schwerwiegende Nachteile mit sich bringen! Vielleicht haben wir alle zu wenig kritisch hingesehen, denn was jetzt im Zusammenhang des Risse-Geländeplans an Vorstellungen auf dem Tisch liegt und an Konsequenzen sich abzeichnet, lässt nur einen Schluss zu: Wir sollten ganz schnell aus dem Projekt aussteigen, die Folgen sind nicht zu verantworten:
Da wäre zunächst das Abtragen der markanten Felswand, nicht auf zehn, sondern auf über 30, wenn nicht noch mehr Metern; nicht zu vergessen die Zerstörung weiterer wertvollster Naturfläche in diesem besonderen Schutzgebiet auf zusätzlichen Metern wegen der Arbeiten an der Abtragung! Dann die Sprengungen – statt, wie verabredet, die Wände abzufräsen, hat das Unternehmen wie gewohnt zum Sprengstoff gegriffen und viel Stein gewonnen. Weiter die mögliche Gefährdung der Stollen (und der Treise) im Oberhagen durch die Spreng-Erschütterungen. Hinzu kommt die enorme Mehrbelastung an Steinlastverkehr durch den Abtransport über die Hauptstraße! Und last not least die erneute Verzögerung, die sich für den Tunnel ergibt. – Wir werden sicher noch von anderen negativen Konsequenzen überrascht werden.
Ich bin davon überzeugt: Wäre das alles allen klar gewesen, am Anfang des Entscheidungsprozesses, hätte es keine Zustimmung gegeben!
Und wofür das alles? Für ein Shoppingcenter im Steinbruch, an dessen Erfolg niemand so recht glauben kann (unter Bürgerinnen und Bürgern inzwischen eher eine Lachnummer)! Was soll denn noch ein Großmarkt in Warstein? Zentral fußläufig läge er ja nicht! Wenn’s denn wenigstens ein überregional attraktiver Markt wäre, aber die zu erwartenden üblichen Läden rund um zwei Lebensmittelanbieter (Rewe und Aldi), die das neue Felswand-Paradies abgeben sollen, können doch im Grunde nur die schon bestehenden Käuferströme umschichten und neue Ladenruinen hinter sich lassen – eine Belebung der Innenstadt ist kaum zu erwarten, eher im Gegenteil: Das neue Zentrum liegt, da es ja erst oberhalb der Post angebunden würde, zu weit ab vom „alten Zentrum“.
Die Verwaltung verweist auf befürwortende Gutachten von Econ-Consult und IHK. Aber derlei Papiere dürfen nicht verwundern: Wer wird denn heutzutage nicht jedweder Ansiedlung zustimmen?! Wir alle greifen in der Krise der Kommunen und besonders angesichts der Verödung unserer Stadt gern nach jedem Strohhalm. Und wer Kommunalpolitik betreibt, muss ja auch immer Optimist sein – nur: er sollte er nicht den Boden unter den Füßen verlieren!
Alle, die geradezu verzweifelt auf dieses Hoffnungs-Projekt gesetzt haben, sollten wieder auf den Teppich kommen, sollten die in diesen Tagen deutlich gewordenen Konsequenzen realistisch bedenken, sich ein Herz nehmen und – jetzt geht es noch! – das nicht zu verantwortende Vorhaben stoppen. – Das Risse-Gelände bleibt eine interessante, wertvolle Fläche, für die jedoch eine andere, sinnvollere Verwendung gefunden werden sollte.

Warsteiner Liste (WAL)
i.A. Werner Braukmann (Vors.)