Initiative Oberhagen
PRESSEKONFERENZ Freitag, 13. Januar 2006, Tante Marias
Laden
Es ist das vorrangige Ziel der „Initiative Oberhagen“,
die vergangene Woche nun offiziell gegründet wurde, zu verhindern,
dass durch sog. Felssicherungsmaßnahmen an der Abbruchwand im
Steinbruch Risse das Stadtbild in nicht wieder gutzumachender Weise
verschandelt wird! Es steht nach Durchsicht der schriftlichen Unterlagen
des Vorhabens zu erwarten, dass die Felswand um bis zu 30 Meter zurückversetzt
wird; die Stabilisierungsmaßnahmen machen es unumgänglich,
dass Stellen ausbetoniert sowie durch Netze/Anker fixiert werden. Das
würde diese markante Wand, die aus vielen Perspektiven den auffälligen
Hintergrund abgibt – neben Alter Kirche und Piusberg die dritte
Stadtbild-Besonderheit in Warstein! – unansehnlich machen. Ein
irreversibler Schaden für die Stadt!
Dieser Gesichtspunkt ist in den vielen Diskussionen um das Projekt „Neugestaltung
Risse-Gelände“ bisher kaum beachtet worden. Das liegt zum
einen daran, dass zunächst kaum abzusehen war, wie gravierend die
Eingriffe in den Fels sein würden. Zum anderen macht man sich nach
unserer Erfahrung in Warstein kaum Gedanken um diese einmalige Felswand,
man nimmt diesen eindrucksvollen Schnitt durch das Erdinnere selten
bewusst wahr.
Jedenfalls ist nicht einzusehen und überhaupt nicht vertretbar,
wegen Parkflächen für das geplante Einkaufszentrum unsere
Kalkstein-Steilwand in eine Art Plattenbau-Fassade zu verwandeln und
unserem Stadtbild, das in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten
mehr und mehr an Attraktivität verloren hat, damit den Todesstoß
zu versetzen!
Es gibt weitere Argumente (überhaupt sind die
Gegenargumente so vielfältig, dass man sich wundert, dass das Projekt
nicht ganz schnell und verschämt in der Versenkung verschwindet
...):
Die Verwirklichung des Vorhabens würde das Naturschutzgebiet Oberhagen
in seinem wesentlichen und schönsten, dem westlichen Teil, zerstören.
Es ist schier unverständlich, dass ein so wenig gewichtiges Vorhaben
– also alles andere als zwingende Gründe – den Regierungspräsidenten
zur Aufhebung des Schutzes bewogen haben!
Die zu erwartenden Sprengungen gefährden die umliegenden Bewohner
und schädigen ihr Hauseigentum. Wegen der Unvertretbarkeit derartiger
Risiken wurden vor drei Jahrzehnten die Sprengungen eingestellt, jetzt
wurden sie wieder aufgenommen und es häufen sich die Klagen der
Anwohner über Risse im Mauerwerk; die Bauten und Stabilisierungs-
und Stützvorrichtungen am gegenüberliegenden Steilhang (Howake,
Im Sack ...) sind durchaus bedroht. Erst recht das zu erwartende Absprengen
der Steilwand kann man sich ohne Komplikationen nicht wirklich vorstellen!
Steinfluggefahr: Wie dieser Tage in der Umgebung des Brühne-Bruchs
zu erfahren war, besteht bei Sprengungen, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen,
genauer: trotz begutachteter Unbedenklichkeit, die akute, lebensgefährdende
Gefahr des Steinflugs, es wird allseits mit guten Gründen ein Sicherheitsabstand
von 300 Metern verlangt. Dieser ließe sich im Bereich des Risse-Bruchs
nicht einhalten.
War es seit Jahren ausgesprochene Übereinkunft in der lokalen Politik,
nach Möglichkeit zur Verringerung des Verkehrsaufkommens in der
Warsteiner Innenstadt beizutragen, wird hier genau das Gegenteil bewirkt.
Während der Arbeiten am Risse-Projekt und erst recht danach –
ein Erfolg des Einkaufszentrums vorausgesetzt – wird man den Lastwagen-
und Pkw-Verkehr im mittleren Bereich der Hauptstraße erheblich
steigern!
Die Stadt und ihre Bewohner warten auf eine Lösung der Verkehrsprobleme
(Tunnel), sie wird aber durch dieses Vorhaben weiter verzögert!
Schließlich stellt sich die Frage, ob das vorgesehene Einkaufszentrum
selbst vertretbar ist, denn es scheint nur insofern „Sinn zu machen“,
dass der Verdrängungswettbewerb im Bereich Lebensmittelmärkte
gesteigert würde! Die geplanten Geschäfte sind für eine
direkte fußläufige Erreichbarkeit zu weit von der Innenstadt
entfernt, der Ladenkomplex müsste angefahren werden, wie bereits
das Märktenebenzentrum Marktkauf/Aldi/Lidl am Suttroper Berg. Das
bedeutet wieder mehr Verkehr sowie eine weitere Verzerrung der Innenstadt,
wo Schrumpfung, also Konzentration angesagt wäre! Da kein attraktiver
Spezialmarkt (mediamarkt o.ä.) gewonnen werden konnte, ist nicht
zu erwarten, dass das geplante Einkaufszentrum rund um zwei Lebensmittelmärkte
zusätzliche Besucher anzieht (oder abfließende Kaufkraft
hält); das können auch die kleinen, um die beiden Lebensmittelmärkte
gruppierten Satelliten-Shops nicht leisten. Wenn deren Interesse angesichts
des fortschreitenden Ladensterbens in Warstein überhaupt ernst
gemeint ist, würden sie lediglich die noch bestehenden Geschäfte
in der Innenstadt weiter in Mitleidenschaft ziehen. Überhaupt sind
wir im Bereich Lebensmittelmärkte in Warstein (außer in der
Innenstadt selbst) recht gut versorgt (so auch die Gutachten von econ
und IHK), was allein möglich wäre, ist ein erfolgreiches Konkurrieren
mit dem „Marktkauf“ – und es ist u.E. nicht zu vertreten,
dass für solche ökonomischen Interessen, die man der Bevölkerung
als Zukunftshoffnung für die Stadtentwicklung schmackhaft zu machen
versucht, derartige Opfer gebracht werden, wie wir sie oben aufgezeigt
haben.
... von den Kosten ganz zu schweigen!
Elke Ibing
Jürgen Wied
Marlies Feldhege
Werner Braukmann
|