Sehr geehrter Herr Diegel,
wir erlauben uns, Sie anlässlich der heutigen
Veranstaltung in Warstein auf ein anderes, drängendes Anliegen
der lokalen Politik hinzuweisen – das mit dem heute verhandelten
Thema durchaus in Zusammenhang steht –, nämlich auf die drohende
Zerstörung des hochwertigen Naturschutzgebiets Oberhagen (samt
weiterer Belastungen für die Bevölkerung) im Zuge der Realisierung
des Projekts Risse-Gelände. Wir haben gerade, angeregt durch Aktivitäten
der Anwohner des wiedereröffneten Steinbruchs, die parteiübergreifende
Initiative Oberhagen gegründet und stellen fest, dass unser Anliegen
auf überraschend großen Zuspruch in der Bevölkerung
trifft. „Ihr habt in ein Wespennest gestochen“, meinte eine
ältere Warsteinerin, als sie zusammen mit Hunderten von Passanten
am vergangenen Samstag trotz schlechten Wetters zu unseren Ständen
kam, um ihre Stimme gegen den Abriss des Oberhagen-Felsens abzugeben
(derzeit sind es bereits über 750 Stimmen).
Es sind die katastrophalen Konsequenzen des Vorhabens, auf dem attraktiven
Warsteiner Innenstadtgelände ein Einkaufszentrum zu errichten,
die die Warsteinerinnen und Warsteiner sich empören lassen. Man
fragt sich: Muss für einen Geschäfte-Park ein Naturschutzgebiet
im wesentlichen Teil zerstört werden? Muss der stadtbildbestimmende
Fels des Risse-Steinbruchs „dran glauben“, d. h. abgesprengt
werden und eine absehbar wenig ansehnliche neue Gestaltung erfahren?
Müssen die lebensgefährlichen Sprengungen mitten in der Stadt
wiederaufgenommen werden, die vor 30 Jahren wegen Unzumutbarkeit eingestellt
wurden? Das sind nur drei der vielen Fragen, die sich den Warsteiner
Bürgern stellen, da ihnen jetzt erst richtig die verheerenden Folgen
des Generationenvertrags mit der Fa. Risse bewusst werden. (Hinzu kommen
die Gefährdung alter, bis ins Mittelalter zurückreichender
Erzstollen im Oberhagen, die möglichen Risiken für die Wasserversorgung
durch im Berg lagernde verdächtige Müllablagerungen, die Steigerung
des Verkehrs in der Innenstadt und in bruchnahen Wohngebieten, die Verzögerung,
die der Tunnel (B 55n) erfährt, der Dreck, der Lärm usw.)
Und wofür das alles? Weil ein Parkraum benötigt werde, sagen
die Planer, der Straße und Schiene so nah an die Felswand rücke,
dass man zu „Felssicherungsmaßnahmen“ sich gezwungen
sieht, die nicht erforderlich wären, würde man sich trauen,
den potentiellen Investoren flächensparend eine Parkpalette zuzumuten.
– Soll das Stadtbild irreversible Schäden erfahren (und die
Bevölkerung mit Risiken belastet werden), nur wegen der paar Parkplätze
eines, um es milde auszudrücken, sehr umstrittenen Einkaufszentrums?
Dieses Einkaufszentrum nämlich findet bei der überwiegenden
Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, die sich bei uns meldeten
– und das ist erst der Anfang einer Unmutsbewegung in der Bevölkerung!
–, nicht den geringsten Anklang (wie gesagt, von den Weiterungen
abgesehen, spräche ja gegen dieses Investorenvorhaben an sich nichts,
nur ist das Ladensterben in Warstein mittlerweile so weit gediehen,
dass nur wenige in neuen Geschäften am Rande der Innenstadt ohne
besondere Attraktionen – mit Lebensmittelmärkten sind wir
überdurchschnittlich versorgt – einen Belebungsversuch sehen,
eher im Gegenteil!)
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident, heute geht es in Warstein
um die Steinfluggefährdung am Piusberg. Trotz gutachterlich bescheinigter
Unbedenklichkeit flogen vor einigen Tagen Steine über 200 Meter
weit, filmreif, über den Piusberg hinweg! Bürgermeister Gödde
forderte daraufhin eine 300-Meter-Schutzzone. Diese Schutzzone müsste,
so meinen wir, in der Innenstadt ja wohl erst recht gelten, nach unseren
Berechnungen liegen in diesem Radius rund 70 Häuser (einschließlich
der Marktkauf-Gebäude).
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident, wir können Sie nur
bitten, Ihren Einfluss geltend zu machen, um angesichts der massiven
Probleme, die dieses Warsteiner Planungsvorhaben mit sich bringt, zusammen
mit den beteiligten Instanzen nach Alternativen zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
INITIATIVE OBERHAGEN
Marlies Feldhege
Jürgen Wied
Elke Ibing
Werner Braukmann
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