Wirbel um den ´CABRIO-TUNNEL´

WIE GROSS WIRD DER EINSCHNITT AM SALZBÖRNCHEN?

 

Nach der Veröffentlichung des tatsächlichen Ausmaßes des geplanten Einschnitts zur Tunnelverkürzung zwischen Risse-Gelände und Salzbörnchen gab es schnell Reaktionen - von Seiten der Befürworter und der Gegner.
Zuerst, am Freitag, 10. März, wurden im "Warsteiner Anzeiger" Äußerungen des bei Firma Risse für das Projekt zuständigen Ingenieurs Peter Dolch veröffentlicht.

 

Taleinschnitt nur eine Möglichkeit
Risse-Ingenieur Peter Dolch sieht Zahlen von Braukmann und Enste als spekulativ

Peter Dolch sieht den„ Cabrio-Tunnel" nur als Möglichkeit.

WARSTEIN In der Tat: Ein „Cabrio Tunnel" ist vorgesehen im Städtebaulichen Vertrag, den Stadt Warstein und Steinwerke Risse im vergangenen Jahr als großen Kompromiss geschlossen haben, um für eine Vielzahl von Entwicklungen - ob Einkaufszentrum auf dem Risse-Gelände, Abbaurechte in den Steinbrüchen oderr aber was die Trasse der geplanten B 55n-Umgehungsstraße angeht - dauerhafte Vereinbarungen zu treffen. Er soll an der Sohle 45 Meter breit sein und kann an den Seiten eine Böschung von bis zu 70 Prozent haben. Ob ein solch tiefer Einschnitt in den Berg aber realisiert werde, das sei offen. Darauf wies gestern Diplom-Ingenieur Peter Dolch von den Steinwerken Risse hin. Dieser Taleinschnitt sei im Vertrag aufgenommen worden, um eine Möglichkeit vorzusehen, die Kosten des Tunnels zu reduzieren, indem man das Tunnel-Bauwerk selbst verkürzt. Der Vertrag aber beinhalte keine verbindliche Aussagen darüber, ob dieser Einschnitt auch realisiert wird. Hierzu müsse ein Genehmigungsverfahren eingeleitet werden, das alle Aspekte berücksichtige. Die Zahlen, die Werner Braukmann und Stefan Enste genannt hätten, seien deshalb auch spekulativ. Ebenso wie Aussagen zur Dauer eines möglichen Steinabbaus. Auch sei ein solcher Taleinschnitt keine Planungsbedingung für die Verwirklichung der B 55n.
Peter Dolch wies im übrigen darauf hin, dass es sich bei der B55 n-Umgehung und der Frage eines möglicherweise aus Kostengründen sinnvollen Taleinschnittes - von welcher Länge auch immer - und der Frage der Ansiedlung eines Einkaufszentrums um zwei völlig-getrennte Projekte handele. Natürlich solle das Einkaüfszentrum auf dem Risse-Gelände bereits kurzfristig verwirklicht werden. Von einer Steinabbau-Dauer von möglicherweise zehn Jahren zu sprechen, sei unredlich. Gr

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Bei aller Großzügigkeit: So konnten wir das einfach nicht stehen lassen. Also gab es aus den Reihen der Initiative Oberhagen auch eine kleine Reaktion auf die Abwimmelungen; erschienen am 11. 3. im Warsteiner Anzeiger.

 

Ausmaß der Schlucht ist schockierend
Die Initiative Oberhagen entgegnet auf Äußerungen Peter Dolchs:

Für die „Risse-Gruppe" läuft's nicht gut dieser Tage. Da meint etwa der Herr Dolch dementieren zu können, was schlicht nicht zu bestreiten ist, nämlich dass am Salzbörnchen eine Schlucht vorgesehen ist mit jenen schockierenden Ausmaßen, wie wir sie jetzt erstmals genau berechnet haben (bis zu 173 m Breite). Und so windet er sich: Das sei einerseits zwar richtig, andererseits aber auch nicht, denn das sei ja nur eine Möglichkeit, verbindliche Aussagen gebe es nicht. Nun, das käme uns ja sehr entgegen...
Aber der Herr Ingenieur scheint wohl den Vertrag nicht zu kennen: § 2, 4(S. 4/22) sagt unmissverständlich, dass sein Unternehmen den „Gesteinsmassenabbau" bis „spätestens 30. 06. 2009“ durchzuführen hat! - Dann wirft er uns noch spekulative Zahlen und Unredlichkeit vor. Nur, die Zahlen entsprechen Angaben aus dem Vertrag und aus öffentlichen Verlautbarungen von Raimund Risse, somit fällt die Unredlichkeit auf ihn selbst zurück.
Apropos Unredlichkeit: Im vielgepriesenen „Generationenvertrag“ ist die Abbaufläche (eben jener „neue Steinbruch" von max. 173 Metern Breite), in einer Anlage-Skizze frechweg nur mit 45 m Breite dargestellt. Ist das nur Schlamperei oder sollte auf diese Weise dem Rat die Zustimmung „erleichtert" werden?

Stefan Enste
Werner Braukmann

Ein weiterer Leserbrief fand sich an diesem Tag in der Presse, unterzeichnet von Anliegern, also dirkt von den verrückten Abbau-Planungen Betroffenen:

 

Nichts anderes als ein neuer „Steinbruch“
Anne Müller, Gudrun Kropff und Birgit Fisch bitten den Rat, die Planungen für das Risse-Gelände zu überdenken:

Offensichtlich scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten, dass man entgegen früheren Planungen die Ostumgehung der B 55n vom Salzbörnchen bis in den Steinbruch Risse als Einschnitt und nicht als Tunnel führen will. Dieses schlauchartige „Etwas“ dürfte in Höhe des Suttroperweges eine Breite von weit über 100 Meter erreichen. Spricht man Ratsmitglieder auf diese geplante Maßnahme an, die ausdrücklich als Option im Generationenvertrag verankert und von einer großen Mehrheit beschlossen worden ist, so behaupten etliche von ihnen, nichts davon gewusst zu haben.
Im Klartext ausgedrückt, hier würde nichts anderes als ein neuer „Steinbruch“ entstehen, auf dessen Sohle dann einmal die Umgehungsstraße, wahrscheinlich mit großer zeitlicher Verzögerung, verlaufen wird. Außerdem wird geplant, den Steinbruch in südlicher Richtung zu erweitern, um den Abtransport des anfallenden Materials zu ermöglichen.
Neben den untragbaren Belastungen, die sich für viele Anlieger im Osten des Stadtgebietes aber auch für die übrigen Bewohner unserer Stadt ergäben, würde hier eine Landschaft unwiderruflich zerstört, die in Verbindung mit dem Naturschutzgebiet Oberhagen zu den einzigen intakten Landschaftsteilen im östlichen Stadtgebiet zählt. Nicht ohne Grund wurden von hier aus Aufnahmen von Berufsfotografen auf die Stadt gemacht und für Postkarten verwendet. Als Naherholungsgebiet fiele der Oberhagen für viele Warsteiner und Suttroper Bürger aus. Eine seit Jahrhunderten bestehende natürliche Verbindung zwischen Warstein und Suttrop wäre ein für alle Male unterbrochen. Selbst in Zeiten knapper Kassen lassen wir angesichts der großen, lang andauernden Belastung und der einmaligen Umweltzerstörung das Argument der Kostenersparnis nicht gelten.
Moderne Straßenbauer in der Schweiz oder Österreich kämen bei dieser Sachlage nur zu einer Lösung: ein Tunnelbau. Angesichts des drohenden Szenariums muss man sich ernsthaft die Frage stellen „Quo vadis Warstein?" Es kann doch ernsthafterweise niemand glauben, dass ein Einkaufszentrum, vermutlich in Einfachbauweise erstellt, bei dem dann entstehenden Kraterlandschafts-Ambiente so attraktiv wird, dass es von einem breiten Käuferkreis angenommen wird.
Wir bitten den Rat der Stadt Warstein, die bisher schon so oft geänderten Planungen zu überdenken und ohne Gesichtsverlust einen Plan für ein abgespecktes Einkaufzentrum mit Parkdecks, aber ohne weitere Eingriffe in dem bestehenden Steinbruch und dem o.a. Landschaftsteil zu beschließen. Ansonsten wären die Opfer für Mensch und Umwelt, auch aus ethischen Gründen, nicht verantwortbar, und das Vorhaben würde mit Sicherheit vom Gros der Warsteiner Bevölkerung nicht mitgetragen, sondern abgelehnt.

Anne Müller, Gudrun Kropff und Birgit Fisch
Anlieger am Suttroperweg

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In der gleichen Ausgabe des Warsteiner Anzeigers war zu lesen, daß der Rat über den Bauantrag der Firma Risse bezüglich der Abbauvorhaben an den Felswänden entscheiden solle. Der Einschnitt ist - so war bisher immer zu hören - nicht Bestandteil des zu genehmigenden Bauvorhabens. Aber: Einmal dabei, äußerte sich Reinhard Hoffmann, erster und technischer Beigeordneter der Stadt Warstein auf sehr ruhige und sachliche Art und Weise über die Salzbörnchen-Schlucht:

 

Rat entscheidet in Sondersitzung
Am Dienstag, 4. April, soll über Abtrag des Oberhagen-Felsens Beschluss fallen

WARSTEIN Nicht durch einfachen Ausschuss-Beschluss, sondern durch Votum des gesamten Rates soll die kontrovers diskutierte Frage der Abtragung eines Teils der Oberhagen-Felswand und die eng damit verbundene Realisierung der Einkaufszentrums-Pläne auf dem Risse-Gelände entschieden werden.
Für Dienstag, 4. April, will Bürgermeister Manfred Gödde zum großen Showdown einladen. Dabei soll das Projekt noch einmal in allen seinen Dimensionen diskutiert werden.

Gutachter und Experten sollen zu Wort kommen

Beigeordneter Hoffmann stellt sich vor, dass an diesem Abend alle Gutachter und Experten zu Wort kommen sollen, die mit dem umstrittenen Risse-Projekt befasst sind. Dabei soll die Frage beleuchtet werden, warum dort überhaupt Geschäfte entstehen sollen. Damit reagiert die Stadtverwaltung auch auf die wachsende Kritik. Der Bauantrag sei für Dienstag angekündigt, so Hoffmann.

Einschnitt von 170 Metern „ist Schwachsinn"

In diesem Zusammenhang weist er die Darstellungen von Werner Braukmann und Stefan Enste zu den Dimensionen des Taleinschnittes in Richtung Salzbörnchen zurück.
Ein Einschnitt von 170 Metern, der zudem bis an die Bebauung reiche, sei „Schwachsinn" und außerdem „niemals genehmigungsfähig".
Man könne sich allenfalls vorstellen, dass die Öffnung zum Risse-Gelände hin die Hälfte der Strecke zwischen Salzbörnchen und der derzeitigen Bruchkante ausmache. gr

In einer Karikatur faßt Peter Kamps im Warsteiner Anzeiger vom Samstag, 11. März, den Eindruck zusammen, den die Initiative Oberhagen allem Anschein nach hinterlassen hat:
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Auch das sollte man nicht unkommentiert stehen lassen - zumal man zwischen den Zeilen durchaus interessante Informationen finden kann. Folgender Text ging deshalb am 12. März an die Lokalredaktionen:

 

Wenn man sich ansieht, was unsere Bekanntgabe der Dimensionen des Salzbörnchen-Einschnittes (´Cabrio-Tunnel´) bei den maßgeblichen Verfechtern des Risse-Projektes ausgelöst hat, dann wird man den Eindruck nicht los, Ertrinkende im Sumpf vor sich zu sehen: Je mehr sie strampeln, desto tiefer versinken sie. Es begann mit den hilflosen Äußerungen von P. Dolch im Warsteiner Anzeiger der letzten Woche, der einen vertraglich fest vereinbarten und sogar mit einer Fertigstellungsfrist versehenen Abbau kurzerhand zur bloßen „Möglichkeit“ herunterspielen wollte. Nun legt R. Hoffmann noch eins drauf, „Schwachsinn“ und „niemals genehmigungsfähig“ sei dieser Einschnitt, war in der Presse zu lesen.
Aber: Warum hat man das dann im ´Generationenvertrag´ so festgelegt. Wer ist auf Seiten der Stadt Warstein für den „Schwachsinn“ verantwortlich? Wer ist verantwortlich für die verfälschte Darstellung der Dimensionen des Einschnitts in der Anlage 1 des ´Generationenvertrages´? Warum distanziert man sich plötzlich von einem Teil des Vertrages? Wir erwarten Antworten, Herr Hoffmann!

Ausschnitt aus der Geologischen Karte 1:25.000, Blatt Warstein,
Rot-transparent dargestellt ist der geplante Einschnitt zwischen Risse-Gelände und Salzbörnchen in den von uns ermittelten tatsächlichen Dimensionen. Hellblau: Der wertvolle Massenkalk, grün: nicht zu vermarktende Flinz-Schichten.

Distanziert man sich aber wirklich vom „Schwachsinn“? Nein, R. Hoffmann wird weiter zitiert, er könne sich allenfalls vorstellen, dass der Einschnitt die Hälfte des Weges zum Salzbörnchen ausmache. Das beruhigt uns alle ungemein, nicht 2 Millionen Tonnen Gestein, sondern nur eine Million, nicht 100.000 LKW-Ladungen, sondern nur 50.000, nicht 6 Jahre Abbau, sondern nur 3 Jahre – wirklich, das wird bei den Anliegern des Salzbörnchens große Erleichterung auslösen.
Aber warum plötzlich nur der halbe Weg? Ist doch merkwürdig, ansonsten will man im Zusammenhang mit dem Risse-Gelände keine ´halben Sachen´ durchgehen lassen.
Ich habe einen Blick in die geologische Karte geworfen, vielleicht findet sich hier eine Erklärung für die plötzliche Halbierung der Strecke. So ein Zufall! Genau auf der Hälfte zwischen heutiger Bruchkante und Salzbörnchen findet sich die Grenze zwischen Massenkalk und Flinzchichten, man könnte auch sagen die Grenze zwischen wertvollem und wertlosem Stein. R. Hoffmann kann sich also allenfalls vorstellen, dass Firma Risse den wertvollen Kalkstein abbaut, mit dem wertlosen Flinz will man sie dagegen nicht belasten.
Ich habe in dieser Frage (Häufig zu hören: „Denen geht es doch nur um die Steine!“) bisher eine sehr vorsichtige Position vertreten, da der Abbau im Wohngebiet sicherlich teuer ist, vielleicht auch teurer als der Verkaufserlös des Steins. Aber dieser merkwürdige Zufall lässt mich dann doch zweifeln. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier unter dem Deckmäntelchen „Stadtentwicklung“ tatsächlich die Wiederinbetriebnahme eines Steinbruchs mitten in der Stadt Warstein betrieben wird, zum Vorteil für eine einzelne Firma, zum Nachteil einer ganzen Stadt.

Für die Initiative Oberhagen
Stefan Enste
Untere Hagenstraße 12
59581 Warstein-Hirschberg

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Am Dienstag, 13. März erschien die Mitteilung fast unverändert in der Westfälischen Rundschau / Westfalenpost, der Warsteiner Anzeiger brachte die Meldung in folgender Form:

 

Initiative mutmaßt, dass Risse nur wertvollen Stein möchte
Auseinandersetzung um "Cabrio-Tunnel" am Salzbörnchen geht in nächste Runde
Genau auf der Hälfte der Strecke liegt Grenze zwischen Flinzschichten Massenkalk

Rot-transparent dargestellt ist der laut Generationenvertrag vorgesehene Einschnitt für die B55n. · Grafik: Enste

WARSTEIN · Die Initiative Oberhagen trat gestern mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der sie mumaßt, dass die Interessen der Firma Risse bei der Schaffung eines tiefen Tal-Einschnittes am Salzbörnchen in hohem Maße dem Ausbeuten des wertvollen Kalksteins gelten könnte. "Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier unter dem Deckmäntelchen Stadtentwicklung tatsächlich die Wiederinbetriebnahme eines Steinbruchs mitten in der Stadt betrieben wird, zum Vorteil für eine einzelne Firma, zum Nachteil einer ganzen Stadt", so Stefan Enste.
Enste verweist darauf, dass sowohl Risse-Ingenieur Peter Dolch als auch Beigeordneter Reinhard Hoffmann den geplanten Einschnitt in der massiven Form, wie die Initiative ihn als Möglichkeit auf der Basis des Generationenvertrages dargestellt hatte, zurückgewiesen hatten. Beigeordneter Hoffmann hatte am Samstag im Anzeiger dazu erklärt, dass eine solche Riesenplanung "Schwachsinn" und überhaupt nicht genehmigungsfähig sei. Allenfalls könne man sich vorstellen, dass der Einschnitt auf halber Strecke zwischen Bruchkante und Salzbörnchen ende und dann der Tunnel gebaut würde.
Hier setzt nun Stefan Enste an. "Genau auf der Hälfte zwischen heutiger Bruchkante und Salzbörnchen findet sich die Grenze zwischen Massenkalk und Flinzschichten, man könnte auch sagen die Grenze zwischen wertvollem und wertlosem Stein", so gestern Stefan Enste. "Reinhard Hoffmann kann sich also allenfalls vorstellen, dass die Firma Risse den wertvollen Kalkstein abbaut, mit dem wertlosen Flinz will man sie dagegen nicht belasten."
Aus Sicht der Initiative sind viele Fragen zu beantworten: Warum hat man das dann im Generationenvertrag so festgelegt? Wer ist auf Seiten der Stadt für den "Schwachsinn" verantwortlich? Wer ist verantwortlich für die verfälschte Darstellung der Dimensionen des Einschnitts in der Anlage 1 des Generationenvertrages? Warum distanziert man sich plötzlich von einem Teil des Vertrages?
Dabei ist "der halbe Cabrio-Tunnel" aus Sicht der Initiative noch gewaltig: Nicht zwei Millionen Tonnen Gestein, sondern nur eine Million, nicht 100 000 Lkw-Ladungen, sondern nur 50 000, nicht sechs Jahre Abbau, sondern nur drei Jahre. Stefan Enste: "Das wird bei den Anliegern des Salzbörnchens große Erleichterung auslösen. · gr

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Im Warsteiner Anzeiger erschienen am gleichen Tag (14. März) zwei Leserbriefe zum Thema:

 

Schlucht ein Kotau vor der Steinindustrie

Gerd Caspary richtet auf der Suche nach einer Alternative zur Schlucht für den „Cabrio-Tunnel" den Blick nach Winterberg:

Die geplante Schlucht ist erstens ein Kotau vor der Steinindustrie, auch mitten im Stadtgebiet ihre Ziele zu verfolgen, und zweitens der von den regionalen Planern erhoffte Vorteil. Man glaubt, dass auf diese Weise die den Trassenverlauf versperrende Steinmasse kostenlos abgeräumt wird. Und jeder gesparte Meter Tunnel verringert die Kosten für ein Projekt, welches von den einmal ausgezählten ca. 24 000 Fahrzeugbewegungen ca. 4500 Fernverkehrsfahrzeuge aus der Stadt nimmt. Eine teure Luftnummer.
Die Staus, vor allen Dingen in der Rush Hour, sind hausgemacht durch regionalen Berufsverkehr, der einzig und allein durch öffentlichen Nahverkehr, natürlich auf Kosten der Bequemlichkeit, gelöst werden kann.
Ehe man die ehemals 100 Millionen Mark, plus mittlerweile eingetretene Verteuerung, durch den Kamin jagt, könnte man auch einen Anreiz für diese Variante überlegen.
Aber zurück zu dem geliebten Kind, der B 55n. Dass diese Schlucht nicht sein muss, kann man an dem Umgehungstunnel im nahen Winterberg sehen: Der Tunnel ist praktisch eine gedeckelte Schlucht. Warum die Winterberger das so gemacht haben weiß ich nicht.
Aber darüber läuft eine Skipiste, die man möglicherweise nicht opfern wollte. Das aber nennt man wohl Stadtplanung, ein Thema, das hier nicht zur Debatte steht.

Gerd Caspary
Ringstraße 37
Belecke

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Kann man Projekte wirklich ganz trennen?

Unser Leser Dieter Lattemann sieht in B 55 n und der Errichtung eines Einkaufszentrums auf dem RisseGelände unterschiedliche Projekte:

Herr Dolch von der Firma Risse weist in seinem Bericht vom 10.3.2006 im Warsteiner Anzeiger darauf hin, dass es sich bei der B55 n-Umgehung und der Frage eines möglicherweise aus Kostengründen sinnvollen Taleinschnittes - von welcher Länge auch immer - und der Ansiedlung eines Einkaufszentrums um zwei völlig getrennte Projekte handelt. Danach soll das Einkaufszentrum auf dem Risse-Gelände kurzfristig verwirklichtt werden, der Steinabbau für den Taleinschnitt wird aber mit Sicherheit eine viel längere Zeit in Anspruch nehmen.
Dazu stelle ich mir die Frage: Kann man die beiden Projekte wirklich ganz trennen und ist die Reihenfolge nicht falsch? Aus meiner Sicht müssten doch erst die umfangreichen Spreng- und Erdarbeiten für den Taleinschnitt - wenn er denn gebaut wird - abgeschlossen werden. Anschließend müsste der Tunnel gebaut werden, die Schienen verlegt und dann das Einkaufszentrum - wenn es gebraucht wird - errichtet werden. Nach Darstellung von Herrn Dolch würden die umfagreichen Bauarbeiten bei vollem Einkaufsbetrieb erfolgen.
Ich hoffe, dass sich die verantwortlichen Planer auch darüber Gedanken gemacht haben.

Dieter Lattemann
Hochstraße 6
59581 Warstein

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Am Donnerstag, dem 16. März meldeten sich zahlreiche Anwohner des Salzbörnchens in einem Leserbrief zu Wort, der in allen Warsteiner Lokalzeitungen erschien:

 

Als Zugabe noch eine offene Trassenführung

Rosenmontag ist zwar schon vorbei, aber in Warstein scheint das ganze Jahr Karneval zu sein! Am 4. April soll über die Abtragung des Oberhagenfelsens Beschluss gefasst werden. Obwohl Naturschutzgebiet (Blumen pflücken, Bäume fällen etc. - verboten), soll es möglich sein, die Wand in einem so großen Umfang zu verändern? Seltsamer Naturschutz! Warum nicht Fangzäune, vorgesetzte Bruchsteinmauern oder Galerien bauen, wie es in den Bergen üblich ist?
Aber das ist leider noch nicht alles, als Zugabe wird uns als Anwohnern des Salzbörnchens noch eine offene Trassenführung angeboten. In welcher Breite und Länge der Taleinschnitt auch sein soll, für uns würde dies zu einer erheblichen Lärm- und Staubbelastung führen. An andere Dinge wie Wertminderung unserer Grundstücke und Steinflug möchten wir erst lieber gar nicht denken!
Selbst wenn Gutachter versichern, es gäbe keine Gefährdung, wer soll das glauben angesichts der letzten Steinflugvorfälle? Die Steine sind selbst über den Piusberg geflogen. Bei uns ist freies Feld.
Wir finden, dass es reicht, wenn der Tunnel unter etlichen Häusern der Salzbörnchenbewohner herführt und bitten daher den Rat mit Besonnenheit und Verstand zum Wohle aller Menschen in Warstein zu entscheiden!

Im Namen aller Anwohner am Salzbörnchen:

Richard Choynacki Helmut Hohmann Norbert Schwale
Josef Krewitt Frank Hohmann Werner Schnurbus
Walter Heppelmann Marlies Korf Ilse Schnurbus
Marita Heppelmann Alfred Wiese Heinz Josef Hense
Christel Franke Doris Wiese Marlies Hense
Alois Franke Maria Schwale Karin Hohmann

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Stand der Diskussion: Donnerstag, 16. März, 17.00 Uhr - wir gehen einmal davon aus, daß hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist: Verfolgen Sie die Entwicklung auf dieser Internet-Seite.

 

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