DOKUMENTATION:

"BITTE ICH SIE, DIE STADT WARSTEIN AUF DIE RECHTSLAGE HINZUWEISEN..."

 

Das Schreiben der Bezirksregierung

Bezirksregierung Arnsberg

25. Oktober 2006

Der Landrat
als untere staatliche Verwaltungsbehörde
Soest
Hoher Weg 1 - 3
59494 Soest

Bauantrag der Firma Risse hinsichtlich Baufeldvorbereitung und Böschungssicherung in Warstein (Naturschutzgebiet Oberhagen) - Initiative Oberhagen, 573/06 T45

(...)

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die vorgenannten Erlasse übersende ich Ihnen mit der Bitte um Kenntnisnahme. Entsprechend meinem Bericht vom 03. 08. 2006 an das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW (1. Art des Genehmigungsverfahrens) bitte ich Sie, die Stadt Warstein auf die Rechtslage hinzuweisen und zu veranlassen, dass der Bauantrag wegen Unzulässigkeit abgelehnt wird, falls er nicht vom Antragsteller zurückgenommen werden sollte. Hierzu merke ich an, dass eine Besprechung am 21. 09. 2006 meines Hauses (Betriebssitz: Dortmund) mit Vertretern der Firma Risse unter Teilnahme des Rechtsanwaltes Hoppenberg stattgefunden hat. Es wurde eine Verständigung dahingehend erzielt, dass für das Vorhaben ein Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu stellen ist.
Im Übrigen nehme ich auf Ihren Bericht vom 31. Juni 2006 - 63.62.02-2006/0001 und 63.62.02-2006/0002 - auch insoweit Bezug.
Der Vollständigkeit halber füge ich auch den Erlass des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen vom 16. Juni 2006 - VI A 4.329.1Obe - zur Kenntnisnahme bei.

 

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

(Friede)

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Presseerklärung der Initiative Oberhagen

Ein weiterer Etappenerfolg für die „Initiative Oberhagen“: Das Vorhaben, sich mit einem einfachen Bauantrag die Genehmigung zum flächenerweiternden Abbau der Felswand im Risse-Gelände zu besorgen, ist vom Tisch! Bereits im September verständigten sich Antragsteller und Stadt auf ein immissionsschutzrechtliches Verfahren.
Nachdem das Umweltministerium des Landes der Initiative am 16. September mitgeteilt hatte, dass in der Bezirksregierung Arnsberg eine entsprechende Entscheidung (für ein aufwändigeres Verfahren nach dem Bundes-immissionsschutzrecht) gefallen war, liegt ihr jetzt die jüngste Verfügung aus Arnsberg an den Kreis Soest vor. Darin wird der Landrat ersucht, „die Stadt Warstein auf die Rechtslage hinzuweisen und zu veranlassen, dass der Bauantrag wegen Unzulässigkeit abgelehnt wird, falls er nicht vom Antragsteller zurückgenommen werden sollte.“
Entscheidender ist die Mitteilung, dass die Behörde bereits am 21. September mit Vertretern der Firma Risse und Rechtsanwalt Hoppenstedt (für die Stadt Warstein) zu einer Besprechung zusammengekommen ist, wobei „eine Verständigung dahingehend erzielt wurde, dass für das Vorhaben ein Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu stellen ist“.
Bekanntlich hatte das erste Schreiben des Umweltministeriums an die Initiative im September zu teils wü-tenden Reaktionen unter Vertretern der großen Parteien in Warstein geführt. Der städtische Beigeordnete versi-cherte in dem Zusammenhang, dass sich an der Position der Stadt nichts geändert habe, dass diese Schreiben – „unwichtige Einzelauffassung!“ – ohne Belang seien. „Sehr befremdlich“, so die Initiative, „dass dieses Umschwen-ken der Stadt vor Rat, Ausschüssen und Öffentlichkeit geheim gehalten wurde!“

Initiative Oberhagen, 24. November 2006

25. November 2006 (WA)

Initiative siegt: Bauantrag für Oberhagen-Abriss vom Tisch

Beigeordneter Hoffmann gesteht "Niederlage" ein - "Wir kämpfen aber weiter"
Steinfirma Risse muss neuen Antrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz stellen.
Von R. Großelohmann

Warstein Die "Initiative Oberhagen" hat einen wichtigen Etappensieg zur Rettung des Oberhagens erzielt. "Das Vorhaben, sich mit einem einfachen Bauantrag die Genehmigung zum flächenerweiternden Abbau der Felswand im Risse-Gelände zu besorgen, ist vom Tisch", so sagte gestern Werner Braukmann. Bestätigt wurde seine Auffassung vom städtischen Beigeordneten Reinhard Hoffmann. Auch wenn der Antrag formell noch nicht zurück gezogen sei, so müsse man damit rechnen, dass die Firma Risse nun einen neuen Antrag und zwar diesmal nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSch) stelle, um das Projekt weiter zu verfolgen. Für ihn persönlich sei dies natürlich eine Niederlage. "Es ist ein Rückschlag, den ich in dieser Form nicht erwartet habe. Dennoch werde ich weiter kämpfen und bin zuversichtlich, dass das Projekt doch noch gelingen wird. Allerdings geht das nur, wenn die Politik in Warstein dahinter steht," sagte der Beigeordnete, dessen Amtszeit in Warstein Ende Mai ausläuft.Es werde über den "richtigen Weg" für den Abbruch des Oberhagen-Felsens nachgedacht, so hatte noch Mitte Oktober Raymund Risse auf Anfrage unserer Zeitung gesagt. Der bei der Stadt gestellte "Bauantrag zur Baufeld-Herrichtung" bleibe aber zunächst bestehen. Doch schon drei Wochen zuvor, am 21. September, war zwischen der Firma Risse, der Bezirksregierung Arnsberg und dem von der Stadt Warstein beauftragten Rechtsanwalt Hoppenberg eine klare Kehrtwendung und ANtragstellung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vereinbart worden. Dies deckte gestern die Initiative Oberhagen auf und untermauerte die Aussage mit einem Schreiben der Bezirksregierung an den Soester Landrat, in dem auf "die erzielte Verständigung" hingewiesen wird. Darin fordert die Arnsberger Aufsichtsbehörde den Kreis Soest auf, "die Stadt Warstein auf die Rechtslage hinzuweisen und zu veranlassen, dass der Bauantrag wegen Unzulässigkeit angelehnt [sic! gemeint ist natürlich "abgelehnt"] wird, falls er nicht vom Antragsteller zurückgenommen werden sollte."
Dass eine solche Absprache bereits im September getroffen wurde und "dass dieses Umschwenken der Stadt vor Rat, Ausschüssen und Öffentlichkeit geheim gehalten wurde" stuft die Initiative als "sehr befremdlich" ein. Auch deshalb, weil eine ebenfalls eindeutige Stellungnahme des Umweltministeriums gegen das Bauantrags-Verfahren und zu Gunsten des viel aufwändigeren Verfahrens nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz am 16. September für teils wütende Reaktionen unter den Vertretern der großen Parteien in Warstein gesorgt hatte. Der Beigeordnete habe zu diesem Zeitpunkt versichert, dass sich an der Position der Stadt nichts geändert habe und dass diese Schreiben eine "unwichtige Einzelauffassung" und ohne Belang sei, kritisierte gestern die Initiative.

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27. November 2006 (WA)

Kommentar: Startschuss von Christian Clewing

Sie sind auf die sprichwörtliche Schnauze gefallen, Beigeordneter Hoffmann und die Risse-Verantwortlichen. Und angesichts des Scheiterns ihrer Idee von der Oberhagen-Felssicherung per einfachem Bauantrag hielten sie auch wieder einmal mit den Fakten hinter dem (o)Ber(ha)g(en), verschwiegen über Wochen die bereits erlittene weil durch Behörden längst attestierte Niederlage. Klar, dass das für die Initiative Oberhagen wieder ein gefundenes Fressen ist, über das man sich freudestrahlend hermacht. Und auf Risse und Stadt wirft es kein gutes Licht bei dem Großprojekt Einkaufszentrum samt Umgehung. So wie vor geraumer Zeit auch die klammheimliche Änderung der „Frästechnik". Da sowieso halb Warstein mit Argusaugen über das Projekt wacht, ist eine ehrliche Öffentlichkeitsarbeit dringend nötig.

29. November 2006 (WA)

Fax des Landrats kam um 12,46 Uhr
Beigeordneter Hoffmann versucht, das Nicht Wissen des Rathauses zu erklären

WARSTEIN Am 25. Okto¬ber hatte die Bezirksregierung Arnsberg das Schreiben an den Landrat auf den Weg gebracht. Die Initiative Oberhagen verschickte es am Freitag an die heimische Presse. Nur die Stadtverwaltung blieb ahnungslos. "Wir haben beim Landrat angefragt und das Schreiben erst am heutigen Montag um 12.46 Uhr gefaxt bekommen. Bis dahin lag es uns nicht vor“, rechtfertigte Beigeordneter Reinhard Hoffmann in der Hauptausschuss-Sitzung seine Unkenntnis.
In dem Schreiben hatte die Bezirksregierung dem Landrat mitgeteilt, dass es ein Gespräch am 21. September geben habe zwischen der Firma Risse, dem Rechtsanwalt der Stadt Hoppenberg und der Bezirksregierung. Darin sei eine "Verständigung" erzielt worden, dass für den Abbruch am Oberhagen "ein Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu stellen ist“. Damit ist der einfache Bauantrag den die Initiative Oberhagen immer bemängelt hatte vom Tisch.
Diese "Verständigung" sei bei ihm so nicht angekommen, sagte Hoffmann. In einem Protokoll, das ihm vorliege, „ist das anders wiedergegegeben. Und auch Risse hat das nicht so verstanden, dass sie zugestimmt haben".
"Das wirft ein merkwürdiges Licht auf die Verwaltung und die Vertragspartner", wetterte SPD Ratsherr Klaus-Peter Weber. Man fühle sich vom Beigeordneten hinters Licht geführt. SPD Fraktions¬chef Erwin Koch sah das Projekt "vor die Wand gefahren. Es sollte Hoffmann entzogen werden", verlangte er vom Bürgermeister.
Manfred Gödde reagierte darauf nicht. "Das ist doch ein schwebendes Verfahren", verteidigte er die Verwaltung. Man wolle warten bis es die Risse Stellungnahme gebe.
Nun herrscht bei allen Fraktionen große Sorge, dass das gesamte Projekt durch die Verteuerung zu Fall gebracht werden könnte. gr

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29. November 2006 (WA)

Kommentar:

RISSE RUMGEEIERE
. .
Ohne Herz und…

Das Rumgeeiere geht weiter. Auch in der Hauptausschuss-Sitzung am Montag war keine klare Linie erkennbar, wie die Stadt Warstein das Problem - so muss man es inzwischen bezeichnen - das "Problem Risse Gelände" in den Griff bekommen will. Dass das Konzept der Verwaltung, mit einem Bauantrags Schnellverfahren eine Hochgeschwindigkeits Lösung für die Kernstadt zu erreichen, gescheitert ist, liegt inzwischen auf der Hand. Wollen wir dem Beigeordneten zugute halten, dass er die große Dringlichkeit einer Verbesserung der Warsteiner Infrastruktur und vielleicht auch das Ende Mai bevorstehende eigene Ausscheiden zum Anlass genommen hat, kräftig aufs Gaspedal zu treten, dabei aber außer Acht gelassen hat, dass es rechts und links des Weges Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Die bringen das Schnellverfahren nun zu Fall. Man lernt: Ein Patient, der lange krank ist, braucht wohl auch einfach lange um wieder gesund zu werden. Und wie lange? SPD Ratsherr Klaus Peter Weber fabulierte am Montag, dass man wohl allein für das BImSch Verfahren drei bis sechs Jahre benötige. Doch um diesen Weg zu beschreiten, müsste in Rat und/oder Verwaltung mal jemand aufstehen und die Konsequenzen ziehen. Doch was dies angeht, war die Sitzung am Montagabend nicht geeignet, Hoffnung zu machen. Der Beigeordnete wusste, dass Firma Risse derzeit intensivjuristisch prüfen lasse. Seit Wochen. Und im Dezember werde es wohl das Ergebnis geben. Die Aufsichtsbehörden Kreis und Bezirksregierung haben derweil längst eindeutig entschieden. Und die Stadt selbst habe eine Fortschreibung des Einzelhandelsgutachtens in Auftrag gegeben, die Anfang des Jahres erwartet werde. Dann könne man ja nochmal grundsätzlich entscheiden, vvie es weiter gehen soll, so Hoffmann. Wozu übrigens? In Warstein offenbart sich wieder einmal das alte Problem, jenes Problem, das man in eloquenten Worten, mit vielen Schachtelsätzen und wohlgeformten.Ausdrücken beschreiben könnte, das angesichts der parlamentarisch administrativen Hoffnungslosigkeit in dieser Stadt aber wohl mal in den Worten der Straße gesagt werden könnte: "Kein Herz in der Hand und kein Arsch in der Hose!" Und das gilt derzeit fürs gesamte Personal vom Bürgermeister bis hin zu den Fraktionschefs jeder Couleur. Wer's schon heute wissen will, was in ein paar Monaten nach langen Ratsdebatten kommen wird: Risse kann ohne Antrag nach dem aufwändigen und deutlich teureren BlmSch Verfahren nicht zum Erfolg kommen. Und das aktualisierte Einzelhandelsgutachten wird bestätigen, dass in Warstein dringend mit neuen Geschäften gegen gesteuert werden muss, um die weitere Abwanderung der eigentlich hohen Warsteiner Kaufkraft nach Lippstadt, Paderborn und Soest zu stoppen. Aber erstmal: Frohe Weihnachten und guten Rutsch!

 

 

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