OBERHAGEN-ERKUNDUNG:

DIE INITIATIVE OBERHAGEN INFORMIERT ÜBER EIN BESONDERES STÜCK WARSTEIN

 

Abmarsch der Gruppe am MarktkaufAm Samstag, dem 1. April 2006, hatte die Initiative Oberhagen zu einer ausführlichen Erkundung des Oberhagens eingeladen. Getreu der alten Devise, dass man nur schützen kann, was man auch kennt, sollte an diesem Nachmittag die Gelegenheit gegeben werden, sich den zu schützenden Oberhagen aus nächster Nähe anzusehen, Informationen über das Gebiet zu erhalten, aber vor allem auch untereinander auszutauschen.

Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Um 14.00 Uhr versammelten sich über 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Warstein sowie Interessierte von Auswärts auf dem Parkplatz am Marktkauf.
Nach kurzer Begrüßung und Einstimmung ging es zuerst bergan, den "Hohen Stein" aus der Nähe besehen. Ein erst in den letzten Tagen gezogener Zaun zwang die Gruppe zu einem Umweg. Dennoch: Ein Blick auf den Bunkereingang am Fuße des Hohen Steins war möglich.

Linie

Gespräch an der Grube Rom
Im Gespräch über die Spuren des Bergbaus im Oberhagen:
Wilfried Kropff, Dieter Lattemann und Stefan Enste

Es war noch früh im Jahr, von den besonderen Pflanzen des Oberhagens noch nicht viel zu sehen, abgesehen von den ersten Blättern des Aronstabes, die sich vorsichtig aus der Erde trauten. Aber dieser frühe Termin im Jahr war ganz bewußt gewählt. Der Oberhagen ist nicht nur ein bedeutendes Naturschutzgebiet, er enthält in seinem Innern und an seinen Rändern zahlreiche Spuren der Industrie- und Kulturgeschichte Warsteins. Diese Spuren sind aber im Sommer, wenn alle Bäume in vollem Grün stehen, kaum zu erkennen. Die Übersichtlichkeit des unbelaubten Waldes sollte ausgenutzt werden.
Stefan Enste informierte über die Treise-Quelle, über unterirdische Wasserläufe, die Aktivitäten des mittelalterlichen und neuzeitlichen Bergbaus im Oberhagen. Die interessierten Teilnehmer gingen auf alten Pfaden der Bergleute, sahen - viele erstmals, obwohl sie den Oberhagen schon seit vielen Jahren kennen - Pingen und verfallene Stollenmündungen.
Der Oberhagen kann auch durchaus als eine der Geburtshelfer der Stadtwerdung Warsteines verstanden werden. Immer mehr setzt sich in der seriösen historischen Forschung die Ansicht durch, dass die spätmittelalterlichen Städtegründungen auch durch bergbauliche Interessen der jeweiligen Landesherren - im Falle Warsteins der Erzbischöfe von Köln - motiviert waren. Der Warsteiner Stadtberg, der den gegenüberliegenden Bereich Oberhagen/Hüttengelände bewacht, könnte geradezu als Illustration dieser These dienen.

Die Markierung der geplanten ZerstörungsmaßnahmenEine böse Überraschung hatten Mitglieder der Initiative Oberhagen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erkundung vorbereitet: Rote-weißes Flatterband markierte den Verlauf der geplanten Felsabtragung, den Verlauf der durch den Abtrag entstehenden neuen Kante. Vom Suttroper Weg, lang durch den Oberhagen, bis kurz vor den Hohen Stein hatten die Initiativler den gesamten Verlauf der Zerstörungsmaßnahmen sichtbar gemacht. Vielen Teilnehmern wurde dadurch das ganze verheerende Ausmaß der drohenden Zerstörung erst deutlich: Lieb gewordene Spazierwege werden verschwinden, einfach in Sackgassen enden.

Böse Überraschung mitten im Wald

Stefan Enste machte deutlich, dass es sich hier keinesfalls um eine der angeblich von der Initiative Oberhagen verbreiteten ´Horrorvisionen´ oder ´Falschmeldungen´ handele. Das rot-weiße Band markiere exakt den Bereich, den Reinhard Hoffmann, Technischer Beigeordneter der Stadt Warstein, beim Landschaftsbeirat als Abtragungsfläche vorgestellt hatte.

Linie

Blicke ins LandAuf der Wiese am Suttroper Weg wurde auch der ´Cabrio-Tunnel´ noch einmal zum Thema. Von hier waren die Ausmaße des vertraglich vorgesehenen, neuerdings von allen Beteiligten aber als bloße Option verharmlosten, riesigen Einschnitts in das herrliche Wiesengelände besonders gut zu erkennen.

Am Ort des ´Cabrio-Tunnels´

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten ihre Wut über die unbeholfenen Beschwichtigungsversuche aus der Politik, der Verwaltung und der Firma Risse.

Während der Begehung war es trocken geblieben, nun aber zogen am Himmel finstere Wolken auf. Nach zwei Stunden Oberhagen machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erkundung zurück auf den Weg nach Warstein.

Linie

Die Initiative Oberhagen blickt auf eine gelungene und interessante Veranstaltung zurück. Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses informativen Samstags-Spaziergangs hatte es viele Neuigkeiten und bisher unbekannte Seiten des eigentlich so vertrauten Geländes gegeben. Viele Informationen und Erinnerungen wurden ausgetauscht. Allen wurde deutlich: Sollten die verrückten Pläne des Wand-Abbaus verwirklicht werden, dann wird ein ganz besonderes Herzstück der Stadt Warstein an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Der Oberhagen ist viel mehr als eine Ansammlung alter (und junger) Bäume. Diejenigen, die so leichtfertig über seine Zerstörung befinden, sollten sich wenigstens informieren, was sie da zerstören wollen. Die Dummheit und Informationsunwilligkeit ist der größte Feind des Oberhagens.

Stefan Enste, April 2006
Fotos: Christina Elmer, Stefan Enste

 

--- Startseite ---