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NEUE PLÄNE MIT K(L)EINEM EINGRIFF IN DEN OBERHAGEN
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Skizze
zur neuen Planung In der Sitzung des Rates der Stadt Warstein am Montag, 18. Juni 2007, wurde eine vollkommen überarbeitete Planung für eine Lösung der Probleme im Zusammenhang Risse-Gelände/Oberhagen/B55n vorgestellt. An die Stelle der bisher als alternativlos dargestellten Abbau-Eingriffe tritt nun ein insgesamt ca. 30 Meter tiefer Sicherheitsabstand zwischen der bestehenden Wand und der ersten genutzten Fläche, der Bahntrasse. In der Mitte soll zudem ein fast 20 Meter breites Fallbett entstehen, das mit Material gefüllt wird, das in der Lage ist, einschlagende Steine ´abzufangen´, zu verhindern, dass diese Steine weiter ins Gelände hineingeschleudert werden. Das Fallbett müßte ca. 3 Meter tief in das bestehende Gelände eingetieft werden. An der Wand-abgewandten Seite sollen mit Erde gefüllte Schachtringe einen Prallschutz auch gegen größere Steinschläge sicherstellen. Diese Schachtringe werden wiederum von einer massiven Beton-Mauer gestützt. Zur Bahn und zur Straße ist weiterhin noch ein Steinschlag-Zaun vorgesehen, als ´letzte Sicherheit´
Negative Aspekte: Es bleiben bei dieser Planung durchaus schwere Bauchschmerzen: Der Abbau der ´Nase´ baut eben gerade die besonders wertvollen Bereiche im Oberhagen ab. Botanisch hätte das wohl den Verlust der Orchideen-Art Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) zur Folge. Nachdem die Aufräumarbeiten nach dem Sturm Kyrill einen Sekundärstandort im Warsteiner Wald vernichtet haben, würde der Abbau des Oberhagens den letzten Standort dieser seltenen Orchideenart (Rote Liste NRW 3 - gefährdet) auf weiter Fläche vernichten. Auch etliche Exemplare der Türkenbundlilie (Lilium martagon) würden vernichtet werden. Der Abbau des Gesteins würde ´von oben´ erfolgen. Baufahrzeuge würden zusätzliche Schäden außerhalb des eigentlichen Eingriffsbereichs verursachen. Der Aushub des Fallgrabens bedeutet eine sehr starke Annäherung an das Grundwasser - und das nur gute 100 Meter von der Quellfassung Bullerteich entfernt. Die großflächigen Zerstörungen des Unterhagens können möglicherweise ebenfalls den Verlust von interessanten Pflanzen bedeuten. Die Initiative Oberhagen hatte im vergangenen Jahr dort eine Restpopulation von Türkenbundlilien und Berberitze, sowie zahlreiche andere typische ´Oberhagen-Pflanzen´ (Waldmeister, Weißwurz, Efeu, Frühlings-Platterbse, Maiglöckchen) festgestellt. Positive Aspekte: Vor allem
eines ist zu sagen: Es geht also offensichtlich
doch anders. Und genau das freut uns besonders, denn
das war von Anfang an die Position der Initiative Oberhagen. Wir möchten
daran erinnern, dass es gerade einmal ein Jahr her ist, dass der damalige
Technische Beigeordnete der Stadt Warstein, Herr Hoffmann, schriftlich
erklärte: "Gibt es Alternativen? Nein – realistisch
gesehen nicht!" (Lesertagebuch des Warsteiner Anzeigers vom 23.
Mai 2006). Das - und leider nicht nur das - war ganz offensichtlich
falsch. Es gibt Möglichkeiten, die verschiedenen Interessen (zuerst
einmal im Risse-Gelände selbst: Straße - Bahn - Einkaufszentrum)
auszugleichen. Bisher ist ja noch nicht einmal eine wesentliche Verkleinerung
des Einkaufsszentrums angedacht worden! Das gibt uns die Hoffnung, dass
man zu einer Lösung kommen könnte, die noch deutlich umweltverträglicher
ist. Wie groß ´muß´ das Einkaufszentrum denn
wirklich sein, wie viele Parkplätze werden denn wirklich gebraucht
(tatsächlich 650, wie auf der Planskizze vom letzten Jahr eingetragen
waren?- doch wohl nicht wirklich...). Bei alledem ist festzuhalten: Das ist erst der Anfang, ein erster Entwurf. Viele Instanzen werden diesen Entwurf prüfen und auch ändern wollen. Wir haben die Hoffnung, dass am Ende eine Lösung steht, die tatsächlich unserer Forderung "Hände weg vom Oberhagen" entspricht und die dennoch auch den anderen Interessen gerecht wird: der Lösung der Warsteiner Verkehrs-Probleme und der sinnvollen Nutzung einer Industrie-Brache mitten in Warstein. |
Kleine Zugabe: Die Zeiten ändern sich - die Bewertungen auch Eine
schöne Kleinigkeit am Rande spiegelt sich in der Bewertung der Initiative
Oberhagen in den Kommentaren des Redakteurs R. Grosselohmann vom Warsteiner
Anzeiger. Im Februar 2006 stellte die Initiative noch eine ernste Gefahr
für die Zukunft der Stadt Warstein dar, mittlerweile darf sie als
Paradebeispiel für die kritische Begleitung von Planungsprozessen
gelten.
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Hände
wohin?
Stadtentwicklung Warstein Aus der Sorge um den Erhalt der seltenen Orchideen an der Oberhagen-Kante erwächst eine echte Bewegung gegen die Perspektiven der Stadtentwicklung in Warstein. Mehr als ein Jahrzehnt lang haben Rat und Verwaltung - trotz manchmal sehr großer Bauchschmerzen - in immer wieder überraschender Einmütigkeit den Bau der B55n-Tunnel-Umgehung und die Entwicklung des Risse-Geländes als einzige Zukunfts-Chance für Warstein formuliert. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit, als Umgehungs-Lösungen wegen durchaus nachvollziehbarer, individueller Interessen besonders betroffener Bevölkerungsgruppen reihenweise über Bord geworfen wurden, wollte man lernen. Noch klingen die Worte "So weit waren wir im Verfahren noch nie" in den Ohren, da droht das äußerst ungeschickte Taktieren bei der Herrichtung der Grundsohle im Risse-Steinbruch, verbunden mit den durchaus nachvollziehbaren Sorgen um Spreng-Belastungen und mögliche Zerstörungen am Oberhagen, das Aus für die Warsteiner Zukunfts-Pläne einzuläuten. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Schutz einer Felswand, über deren ästhetischen und ökologischen Wert gestritten werden kann. Unter dem Oberbegriff "Hände weg vom Oberhagen" kommt jetzt die Forderung auf, den Risse-Vertrag und damit die gesamte Zukunftsplanung der Stadt zurückzunehmen. Selbst einstige leidenschaftliche Befürworter reihen sich in die rasant wachsende Zahl der Kritiker ein und organisieren systematisch Widerstand. Es steht zu befürchten, dass in ihrer Begeisterung für die eigene Fähigkeit der Mobilisierung einer in Warstein für wohl alle Lösungen vorhandenen "kritischen Masse" das Kind mit dem Bade auszuschütten. Oder bringen wir es auf den Punkt: Alle sagen seit Jahrzehnten: "In Warstein muss endlich was passieren!" Da nun in Warstein endlich was passieren soll, heißt es: "So etwas darf in Warstein nicht passieren." Nein-Sagen ist legitim aber auch sehr leicht. Bleibt die Frage: "Was soll in Warstein passieren?" Oder benutzen wir einen gängigen Marketing-Slogan dieser Tage: "Hände weg!" ist okay, nur "Hände wohin?" Womöglich endet diese Stimmung angesichts des bevorstehenden Karnevals genau dort, wo es der Schlager verspricht: "Die Hände zum Himmel..." R. Grosselohmann Warsteiner Anzeiger, 10. Februar 2006
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Risse-Umplanung
Bürger gestärkt Der außenstehende Betrachter reibt sich verblüfft die Augen. Da wird seit zwei Jahren die harte Linie am Oberhagen gefahren und die Verwaltung behauptet gebetsmühlenartig, dass ohne Abbruch eines Teils der Felswand das Projekt im Risse Gelände unwirtschaftlich sei und damit sterben muss und ganz plötzlich ist alles anders. Als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, verkündet Kämmerer Beutler im Rat, dass nach der veränderten Planung der Oberhagen nun überhaupt nicht in Anspruch genommen werden muss, dass ein 30 Meter breites Fallbett unmittelbar an der Felskante die Probleme herunterfallender Steine löst. Bei aller Freude darüber, dass sich hier endlich eine echte Lösung abzeichnet, bei der das Naturschutzgebiet unangetastet bleibt, muss doch die Frage gestellt werden, warum in der Verwaltung so lange ein so harter Kurs gefahren wurde. Lag's nur an der Uneinsichtigkeit des inzwischen abgetretenen Beigeordneten? Oder muss dieses Verhalten der Verwaltung insgesamt angelastet werden? In jedem Fall wirft die Kehrtwendung ein fragwürdiges Licht auf klare Statements aus dem Rathaus und wird in Zukunft manch einen ermuntern, zu widersprechen zu Recht. Auf der anderen Seite ist die Entwicklung ein Beleg dafür, dass Bürger nicht alles widerspruchslos hinnehmen müssen. Die Mitglieder der "Initiative Oberhagen" ließen sich nicht ins Bockshorn jagen. Ihr unermüdlicher Einsatz zum Erhalt des Naturschutzgebietes ist von Erfolg gekrönt. Ihnen ist vorbehaltlos zu gratulieren. Damit dürfte gleichzeitig der weitere Weg städtebaulicher Entwicklung in Warstein vorgezeigt werden. Ein tiefer Taleinschnitt am Salzbörnchen wird ebenso wenig zu realisieren sein wie der Abbruch des Unterhagens. Und selbst bei der Wahl der B 55 Tunneltrasse dürften Bürgerinteressen plötzlich im Mittelpunkt ste¬hen. insofern hat sich das lange Warten auf die Lösung sogar gelohnt. R. Grosselohmann Warsteiner
Anzeiger, 20. Juni 2007 |
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