BEOBACHTUNGEN IM OBERHAGEN:

WAS GIBT ES IM OBERHAGEN ZU ENTDECKEN?

MAI 2007

In diesem Jahr, nach dem wärmsten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, stehen die Laubbäume des Oberhagens bereits in den ersten Maitagen in vollem Laub. Unter dem Blätterdach ist es dunkel geworden. Für das Fotografieren stellt das erschwerte Bedingungen dar: Große Kontraste zwischen besonnten und beschatteten Bereichen auf kleinstem Raum, ständig wechselnde Lichtverhältnisse, lange Belichtungszeiten (und das bei sich im Wind bewegenden Pflanzen...). Stellvertretend dafür ein Pracht-Exemplar der Einbeere, zwischen Dunkelheit und Überbelichtung...

Besonders auffällig im Mai sind die zahllosen Exemplare der Vielblütigen Weißwurz, die jetzt langsam ihre Blüten öffnen.
Neben der Vielblütigen Weißwurz findet sich im Oberhagen an mehreren Stellen auch die Quirlblättrige Weißwurz (polygonatum verticillatum). Vor allem in den noröstlichen Teilen des kleinen Wäldchens bildet sie großflächige und dichte Bestände.
Das ´Rätsel´ aus dem April, die vielen kleinen aufsprießenden ´Röhrchen´, hat sich nun gelöst, die ersten Maiglöckchen blühen bereits. Längst nicht jedes Exemplar blüht, denn im ersten Jahr erscheinen nur Blätter, erst im zweiten Jahr blüht das Maiglöckchen.
Eine schöne Überraschung hält der südliche Bereich des Oberhagens in diesem Jahr bereit: Ein einzelnes Knabenkraut findet sich an eine schattigen Stelle des Waldes.
Und weil es so schön ist: Noch ein Bild!
Noch immer finden sich blühende Pflanzen der Frühlings-Platterbse, aber die meisten tragen bereits ihre Fruchtschoten.
Der Waldmeister (Galium odoratum) ist an vielen Stellen des Oberhagens zu finden, teilweise bedeckt er den Boden nahezu vollständig. Bekannt ist der Waldmeister als Aromaspender - wegen der ´Nebenwirkungen´ des Inhaltsstoffes Cumarin ist die Verwendung des Waldmeisters in Lebensmitteln aber bereits seit mehr als 20 Jahren verboten.

Ein auffälliger und sehr häufiger Farbtupfer: die Goldnessel (Lamium galeobdolon), auch gelbe Taubnessel genannt. Im Oberhagen findet sich die ´wilde´ Form. An vielen Standorten ist dagegen die Zierform Silberblättrige Goldnessel (Lamium argentatum) verbreitet, die aus Gärten in die Landschaft ´entwichen´ ist.

Wahre Wunderkräfte sagte man in der Heilkunde dieser Pflanze nach: Wald-Sanikel (Saniculum europaea). Auch der wissenschaftliche Name kündet davon, denn Saniculum leitet sich vom lateinischen sanare = heilen ab. Das Kraut sollte vor allem in der äußerlichen Anwendung zur Behandlung schlecht heilender Wunden dienen. Hier vermischen sich Wissenschaft und Wunderglaube - denn einige der Inhaltsstoffe können durchaus helfen, aber die in volkskundlichen Kompendien wiedergegebenen Blitzheilungen (vor allem von Prügelei-Verletzungen...) können dadurch nicht erklärt werden.
Eine faszinierende Pflanze: Die vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia). Sie ist in allen Teilen vierzählig aufgebaut. Ihren wissenschaftlichen Namen hat sie entweder von eben dieser Gleichzahl (von lateinisch par = gleich) oder aber in Anlehung an die griechische Sage erhalten: Die Götter sind zu einer Hochzeit geladen, einzig Eris, Göttin der Zwietracht ist nicht eingeladen. Beleidigt, wirft sie von der Tür aus einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ unter die feiernden Götter. Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Aphrodite, Pallas Athene und Hera, wem dieser Apfel gebühre (der ´Zankapfel´!). Zeus bestimmt den unschuldigen Jüngling Paris zum Schiedsrichter. Um den Prinzen für sich zu gewinnen, versucht jede der Göttinnen, ihn zu bestechen, und bietet ihm einen Preis an. Hera verspricht ihm Macht, Athene verspricht Weisheit und Aphrodite Liebe. Aphrodite kann das Urteil für sich entscheiden, als sie ihm als Bestechung die schönste Frau der Welt bietet: Helena Diese jedoch ist bereits mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Dieses Ereignis und der hieraus resultierende Raub der Helena gilt als der mythologische Auslöser des Trojanischen Krieges.
Und so hat man die Sage und die Pflanze miteinander in Einklang gebracht: In der Mitte der ´Zankapfel´, umringt von den vier Blättern, die für die vier Schönheiten Aphrodite, Athene, Hera und Helena stehen.

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Ach ja: Was machen eigentlich die Türkenbundlilien? Sie bereiten sich auf die Blüte vor, die ersten Knospen sind bereits zu sehen!

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