BEOBACHTUNGEN IM OBERHAGEN:

WAS GIBT ES IM OBERHAGEN ZU ENTDECKEN?

MÄRZ 2007

Der Sturm "Kyrill" hat im Warsteiner Raum große Schäden am Wald verursacht. Am Morgen nach dem Sturm ging auch manch banger Blick zur exponierten Kante des Oberhagens: Wie würde der Oberhagen den Sturm überstanden haben? Aber schnell wurde klar, dass der Oberhagen fast ohne Schäden durch den Sturm gekommen ist. Hier und da sind ein paar Bäume umgefallen, aber das alles ist kein Vergleich zu den flächendeckenden Windwürfen in anderen Bereichen des Warsteiner Waldes.
Direkt an der großen Pinge fiel dieser Baum. Der Wurzelteller eröffnet interessante Einblicke in den eisenhaltigen Boden des Oberhagens.
Das erste frische Grün im Oberhagen ist der Aronstab (Arum maculatum). Durch das weitgehende Ausbleiben des Winters, waren bereits im Januar die ersten Blätter des Aronstabes zwischen dem verrottenden Herbstlaub zu entdecken. Im vergangenen Jahr war dieser Zustand erst in den ersten April-Tagen zu beobachen. Durch die hohen Temperaturen in der Monatsmitte wächst der Aronstab nun in großer Zahl und bringt seine Blätter zu voller Entfaltung.
Das frische Grün des Aronstabes sollte aber nicht zu falschen Schlüssen verleiten: Für Menschen und Tiere sind die Blätter giftig. Eine schwere Vergiftung mit Blättern des Aronstabes ist aber kaum denkbar: Schon nach kurzer Zeit entfaltet der Aronstab im Mund eine schwer erträgliche Schärfe.
Doch manchmal hat auch der Aronstab mit Hindernissen zu kämpfen: Hier hat sich das sprießende frische Blatt des Aronstabes durch ein trockenes Buchenblatt gebohrt, das es erst zu sprengen gilt, bevor sich der Aronstab wirklich voll entfalten kann.
Das frische Grün des Aronstabes sollte aber nicht zu falschen Schlüssen verleiten: Für Menschen und Tiere sind die Blätter giftig. Eine schwere Vergiftung mit Blättern des Aronstabes ist aber kaum denkbar: Schon nach kurzer Zeit entfaltet der Aronstab im Mund eine schwer erträgliche Schärfe. Gefährlicher sind da schon die verlockend roten Früchte - aber auf die müssen wir noch einige Monate warten.
Auch das Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) hat sich bereits durch die dichte Herbstlaubschicht geschoben und beginnt mit seiner - höchst unspektakulären - Blüte. Der deutsche Name "Bingelkraut" hängt möglicherweise mit der volksmedizinischen Verwendung als harntreibendes Kraut zusammen: bingeln = pinkeln. Wegen der Giftigkeit der Pflanze wird sie heute nicht mehr phytotherapeutisch genutzt (nur noch in der Homöopathie). Der wissenschaftliche Name verweist auf das Quecksilber (mercurium = Quecksilber), denn beim Trocknen der Pflanzenblätter entsteht der Farbstoff Indigo, wodurch die Blätter einen metallischen Glanz annehmen, der an Quecksilber erinnert. Seit dem Mittelalter wurde das Bingelkraut deshalb mit dem "Stein der Weisen" in Verbindung gebracht, mit dem man glaubte, Quecksilber in Gold verwandeln zu können.
Die ersten Blüten des Frühlings im noch lichten Wald zeigt das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Seinen Namen hat es aufgrund der Verwendung in der Volksmedizin: Lungenkraut ist bis heute Bestandteil von Arzneitees gegen Erkrankungen der Atemwege. Es enthält Kieselsäure, Gerb- und Schleimstoffe, die eine schwach auswurffördernde Wirkung haben.
Am Waldrand blühen bereits die ersten Veilchen (Viola odorata), ein Genuß nicht nur für die Augen.
Aus den umliegenden Gärten sind verschiedene Pflanzenarten in den Oberhagen eingewandert. Vor allem durch die Ablagerung von Gartenabfällen an den Wegen und Rändern des Oberhagens gibt es große Schneeglöckchen-Bestände. Ein weiterer ´Garten-Flüchtling´ ist der Blaustern, der bisher in einem Exemplar im Oberhagen zu finden ist.
Eine massenhafte Verbreitung ist sicher nicht zu befürchten - so kann man sich am Blaustern als einem interessanten Farbtupfer erfreuen, zu einer Zeit, in der Blüten ansonsten noch sehr spärlich sind.
Wohl ebenfalls irgendwann einmal aus den Gärten in den Oberhagen ´ausgewandert´ ist der Märzenbecher. Eine handvoll davon findet sich im südlich der Straße gelegenen Teil des Oberhagens. Auch er verbreitet sich nur sehr langsam, bildet keinen flächendeckenden Bestand (anders als die Schneeglöckchen).
Noch vor 100 Jahren gab es südlich des Oberhagens eine weitere Waldfläche, die heute bis auf einige alte Eichen vollständig verschwunden ist. Durch die Zeit hat sich aber ein großer Bestand des Wald-Gelbsterns ´gerettet´: An einem sonnigen Märztag ein überwältigender Anblick!
Und weil es so schön ist. Hier noch einmal im Detail.
´Erfahrenen´ Oberhagen-Spaziergängern sind die ´Oberhagen-Rehe´ sicher schon oft begegnet. Sie sind immer wieder einmal zu sehen, flüchten dann aber schnell , meist in Richtung Steinbruch-Kante, wo sie sich hinter dem Zaun sicher fühlen.
Noch sind Bäume und Büsche unbelaubt, da sind sie auch mitten im Wald zu erkennen.
Der späte März-Schnee hat der Natur noch einmal einen Dämpfer verpaßt, aber die darauf folgenden sonnigen Frühlingstage ließen den späten Wintereinbruch ganz schnell vergessen. Nach dem Schnee zeigt sich auch eine der typischen Oberhagen-Pflanzen: Das Buschwindröschen. Anfangs sind es nur einige Pflanzen, die an besonders günstigen Standorten aufblühen, aber schon wenige Tage später wird fast der ganze Waldboden des Oberhagens von blühenden Buschwindröschen bedeckt sein.
Nicht so häufig wie das weiße Buschwindröschen (Anemone nemorosa) ist das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides), das aber auch in großer Zahl an verschiedenen Stellen des Oberhagens wächst.

Der Oberhagen ist bekannt für seine "Frühblüher", Pflanzen also, die vor der Belaubung der Bäume erblühen. Sie nutzen das Licht, das schlagartig verschwindet, sobald sich die Laubbäume des Oberhagens mit Blättern übertiehen. Typische Frühblüher sind die oben bereits genannten Arten Lungenkraut, das weiße und das gelbe Buschwindröschen, weitere werden in den nächsten Tagen und Wochen folgen. Ein besonders unauffälliger Frühblüher des Oberhagnes ist das Kalk-Blaugras (Sesleria albicans). Die Blüte der Gräser verläuft viel weniger spektakulär als bei den Blühpflanzen, dennoch: Wer genau hinschaut erkennt auch die Blüten des Kalk-Blaugrases.

Ebenfalls im Oberhagen Zuhause: Das Eichhörnchen.

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