BEOBACHTUNGEN IM OBERHAGEN:

WAS GIBT ES IM OBERHAGEN ZU ENTDECKEN?

JUNI 2007

Die wichtigste Meldung des Monats Juni: Die Türkenbundlilien blühen - bereits in der ersten Juni-Woche!

Auffällig: Die Zahl der Blühenden Lilien ist in diesem Jahr deutlich geringer als im Vorjahr. Das Jahr 2006 war sicherlich ein Ausnahme-Jahr, was die Zahl der blühenden Lilien angeht, es dürften im vergangenen Jahr fast 1000 Lilien geblüht haben. In diesem Jahr sind es vielleicht 100 bis 200 blühende Lilien. Der April - in Warstein gab es in diesem Monat keine nennenswerten Niederschläge - dürfte für diesen Rückgang verantwortlich sein. Die absolute Zahl der Lilien (blühende und sterile Pflanzen zusammengenommen) hat kaum abgenommen. Bei ´besserem Lilienwetter´ kann es also in den Folgejahren vielleicht wieder eine Lilien-Rekord-Blüte geben.
In der Roten Liste NRW wird die Türkenbundlilie für ganz NRW als "gefährdet" eingestuft, bei der Differenzierung nach Großlandschaften erscheint sie für unseren Bereich, das Süderbergland, sogar als "stark gefährdet".
In NRW kommt die Pflanze außerhalb des Süderberglandes nur noch im Großraum Weserbergland vor, dort auch in großen Populationsstärken von bis zu 2000 Exemplaren je Standort.
Die Blüte der zahllosen Weißwurze (Polygonatum multiflorum) ist vorbei, nun lassen sich an vielen Pflanzen bereits die Früchte erkennen. In den kommenden Wochen werden die hier noch grünen Beeren immer dunkler werden, bis sie als reife Früchte blau-schwarz an der Pflanze hängen werden.
Längst nicht so auffällig wie die Früchte des Weißwurzes: Die Früchtchen des Waldmeisters.
Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Hier handelt es sich nicht um die Früchte des Gundermanns sondern um Pflanzengallen, also um Wucherungen aus eigenem Gewebe, die z.B. durch Insekten hervorgerufen werden.
Keine Seltenheit, aber dennoch bei genauer Betrachtung eine interessante Blütenpflanze: der Waldziest (Stachys sylvatica). Seine Verwandtschaft mit den Taubnesseln, die zu den ersten Blütenpflanzen im Oberhagen gehören, ist deutlich zu erkennen.
Eine der Orchideen-Arten des Oberhagens ist das Große Zweiblatt (Listera ovata), eine der unauffälligsten Orchideen-Arten, die man sehr leicht übersehen kann.
Man muß schon nah herangehen, um die Details der Blüte zu erkennen, dann aber zeigt die Orchidee ihre fast schon exotische Schönheit.
Schon lange verblüht ist der Aronstab, nun sieht man überall auf dem Waldboden die noch grünen Fruchtstände. Auch diese Früchte werden in den nächsten Wochen reifen und ihre Farbe ändern: In ein leuchtendes Rot.

Die Blaugrüne Segge (Carex flacca) findet sich an vielen Standorten des Oberhagens. Diese Segge liebt den kalkhaltigen Untergrund des Oberhagens.

Noch eine Gras-Art: Die Waldgerste (Hordelymus europaeus) läßt sich derzeit im Oberhagen beobachten. Die Halme werden höher als die Boden bedeckende Krautschicht und häufig leuchten deshalb die hellgrünen Ähren der Waldgerste gut sichtbar über dem dunklen Grün des Bingelkrauts.
Auf der Wiese vor dem Oberhagen finden sich Pflanzen, die mit den schattigen Standorten des Waldes nicht klarkommen, z.B. der Gamander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys).
Ein besonderes Kennzeichen dieser Art sind die zwei Haarleisten am Pflanzenstengel.

Die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)

Eine sonderbare Pflanze: Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis), eine Orchideen-Art. Die Pflanze hat keine grünen Blätter, Chlorophyll kommt in den helbraunen Trieben nur in geringen Mengen vor, sie betreibt keine nennenswerte Photosynthese. Dadurch ist diese Orchidee in der Lage, in besonders schattigen Bereichen zu wachsen. Statt dessen ist die Nestwurz vollständig von einem Wurzelpilz abhängig, mit dem sie in Symbiose lebt. Jahrelang kann die Pflanze allein unterirdisch leben (wohl fast 10 Jahre bis zur Blüte), sich sogar durch Teilung des Wurzelstocks vegetativ vermehren. Kommt die Orchidee zur Blüte, stirbt der Wurzelstock ab.
Die Nestwurz ist auf altem Laub zu finden. Nicht eben üblich für Orchideen ist die relative Toleranz gegenüber Stickstoff - was mit dem Wachstum im recht nährstoffreichen Laub-Mull zu tun hat.

Auch beim Nestwurz lohnt es sich ein genaueres Hinsehen, erst dann erkennt man die genaue Form der Blüten und somit seine Zugehörigkeit zur Familie der Orchideen.

Die Nestwurz ist - wie alle Orchideen - besonders geschützt nach der Europäischen Artenschutz-Verordnung. In der Roten Liste für NRW wird die Pflanze als "gefährdet" eingestuft, ebenso in der Differenzierung nach Großlandschaften für das Süderbergland als "gefährdet".

Vier Orchideen-Arten sind in diesem Jahr im Oberhagen zu sehen gewesen: Knabenkraut, Großes Zweiblatt, Nestwurz und Breitblättrige Stendelwurz. Die letztgenannte Art ist die derzeit wohl häufigste Orchidee in Deutschland und kommt im Oberhagen in einigen hundert Exemplaren vor. Sie wird in den nächsten Wochen aufblühen.

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